Iustitia Regnorum Fundamentum – „Gerechtigkeit ist das Fundament von Königreichen.“
Diese Aufschrift befindet sich am Äußeren Burgtor am Wiener Heldenplatz. Andere übersetzen es mit „Gerechtigkeit ist das Fundament der Herrschaft.“ Das war der Wahlspruch von Kaiser Franz I., der dieses Tor errichten ließ.
Warum schreibe ich darüber auf einer Website, auf der es um Fragen des Glaubens gehen soll? Weil wir gerade miterleben, wie dieser Grundsatz von unserer Regierung mit Füßen getreten wird und ich denke, dass dazu nicht geschwiegen werden darf.
Österreich war niemals ein Königreich, und den Kaiser gibt es auch seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr. In der Hofburg sitzt ein Präsident und gleich daneben am Ballhausplatz – fast in Sichtweite zum Burgtor mit der besagten Aufschrift – sitzt ein Bundeskanzler. Doch sollte dieser Spruch noch viel mehr für eine Republik als für eine Monarchie gelten. Das Zentrum der politischen Macht hätte diesen Spruch quasi vor Augen, so die Amtsträger manchmal dort hinblicken oder darüber nachdenken.
Ähnliches finden wir auch in der Bibel:
Frevlerisches Tun ist Königen ein Gräuel; denn ein Thron steht fest durch Gerechtigkeit. (Sprüche 16,12)
Scheidet man den Frevler vom König, erlangt dessen Thron Bestand durch Gerechtigkeit. (Sprüche 25,5)
Wir leben in einer gefallenen Welt, in der es keine vollkommene Gerechtigkeit geben kann, schon gar nicht unter Menschen, für die der Glaube an Gott keine besondere Bedeutung hat, soferne sie überhaupt an die Existenz eines Schöpfers glauben.
Doch Gott hat jedem Menschen ein Gewissen geschenkt, durch das auch ein Ungläubiger wissen kann, was gut und böse ist. Auch der Mensch nach dem Sündenfall hat einen Sinn für Gerechtigkeit.
Andererseits muss auch festgestellt werden, dass gerade bei Menschen, die Gott ablehnen (ob sie nun formal Atheisten sind oder nicht, ist zweitrangig) oft die eigene Macht wichtiger ist als die Gerechtigkeit. Dazu kommt eine seit Jahrzehnten immer stärker bemerkbare Tendenz, Werte, bei denen man einen christlichen Hintergrund vermutet, abzulehnen und zu bekämpfen. So gibt es seit 1975 die sogenannte Fristenlösung, die schon bei Weitem mehr als eine Million Menschenleben gefordert hat. Ehe und Familie werden durch eine vom Verfassungsgerichtshof ohne jeden Widerstand der Regierung durchgesetzte „Ehe“ für gleichgeschlechtliche Paare unterminiert. Demnächst wird auch eine Form der Euthanasie – wieder vom Verfassungsgerichtshof initiiert und ohne nennenswerten Widerstand der Regierung – kommen. Durch eine staatlich geförderte gottlose Sexualpädagogik wird in vielen Schulen dafür Sorge getragen, dass den Seelen der Kinder, die das Glück hatten, geboren zu werden, nachhaltig Schaden zugefügt wird.
Wenn man das alles sieht, kommt man nur zu dem Schluss, dass in diesen Bereichen die Gerechtigkeit schon sehr „erfolgreich“ abgebaut wurde und weiterhin wird.
Noch etwas habe ich beobachtet unter der Sonne: An der Stätte, wo man Urteil spricht, geschieht Unrecht; an der Stätte, wo man gerechtes Urteil sprechen sollte, geschieht Unrecht. (Kohelet 3,16)
Im Vergleich dazu stellt sich die Frage, ob es denn noch schlimmer kommen kann. Inhaltlich ist das, was wir in diesen Tagen und Wochen erleben, von geringerer Bedeutung als die anhaltende Tötung ungeborener Kinder. Doch ist es doch sehr bemerkenswert und in der Zweiten Republik (seit 1945) einmalig, dass ein Bundeskanzler ganz offen gegen ein Drittel der Bevölkerung hetzt. Es wird mit Unterstützung regierungstreuer Medien das Feindbild des „Ungeimpften“ aufgebaut. Den Ungeimpften muss man das Leben schwer und ungemütlich machen. Den Ungeimpften wird vieles verboten, was den Geimpften erlaubt ist. Es gibt einen – allerdings in der Praxis wohl kaum kontrollierbaren – „Lockdown“ nur für die Ungeimpften. Der kettenrauchende Bundeskanzler, assistiert von einem ebenso kettenrauchenden Gesundheitsminister, maßt sich an, im Namen der „Gesundheit“ massive Einschränkungen in das Leben der zu Sündenböcken stigmatisierten Ungeimpften vorzunehmen. Menschen, die nicht fähig oder willens sind, für ihre eigene Gesundheit zu sorgen, diktieren anderen ihre evidenzbefreiten Regeln. Der Gesundheitsminister möchte sogar alle im Gesundheitswesen Tätigen dazu zwingen, sich „impfen“ zu lassen. Bei entsprechendem Rückgrat dieser Menschen, die sich diese Schikanen nicht gefallen lassen, wird das Gesundheitssystem nachhaltig geschädigt, wenn viele Mitarbeiter nicht mehr da sind. Aber es geht hier um Macht, nicht um Gesundheit. Es mehren sich schon Stimmen, die eine Impfpflicht für alle fordern. Der Wiener Bürgermeister will nun auch bereits fünfjährigen Kindern diese Genbehandlung verpassen. Der Bildungsminister findet es akzeptabel, dass an den Schulen ungeimpfte Kinder von geimpften „gehänselt“ werden.
Wir haben eine Regierung, die hetzt. Wer sich nicht einer Behandlung mit Genpräparaten aussetzen will, die es nur gibt, weil unschuldige Menschen zur Gewinnung der embryonalen Stammzellen getötet wurden, wird de facto zum Untermenschen erklärt, dessen Rechte willkürlich eingeschränkt wurden. Dass diese Stoffe auch nicht risikofrei sind, scheint auch immer klarer zu werden.
Mir ist nicht klar, was die Machthaber motiviert. Ist es nur die Lust an der Macht und der Unterdrückung? Oder haben sich diese Menschen in die Abhängigkeit einer menschenfeindlichen, profitorientierten Pharmaindustrie begeben? Vielleicht sind die Mächtigen (frei nach Sprüche 25,5) von zu vielen Frevlern umgeben. Doch ist zu befürchten, dass die Machthaber selber die größten Frevler sind, denen (im Gegensatz zu Sprüche 16,12) frevlerisches Tun kein Gräuel ist.
Ich weiß nicht, was diese Menschen bewegt. Ich weiß nur, dass wieder einmal massiv Unrecht geschieht und dass die Regierung dadurch die Grundlage ihrer eigenen Autorität nachhaltig zerstört. Diese Autorität kann dann nur mehr mit Einsatz von Polizei und Militär gegen das eigene Volk aufrecht erhalten werden.
Gerechtigkeit ist das Fundament jeder Rechtsordnung. Wenn die staatliche Obrigkeit dieses Fundament zerstört, dann soll das umso mehr das Anliegen jedes Einzelnen sein, nach der wahren Gerechtigkeit zu suchen, die uns nur Gott schenken kann. Die Welt wird immer ungerecht bleiben, auch wenn die massiven Ungerechtigkeiten, die jetzt an der Tagesordnung sind, wieder vergehen werden.
Es gibt noch einen wichtigen Satz im Buch der Sprüche:
Gerechtigkeit erhöht ein Volk, der Völker Schmach ist die Sünde. (Sprüche 14,34)
Bei Luther lautet der zweite Teil des Satzes:
[…] aber die Sünde ist der Leute Verderben.
Es ist wichtig, nicht nur die Sünde der Machthaber zu sehen und zu kritisieren. Man übersieht so leicht die Sünde im eigenen Leben, die einem zum Verderben werden kann. Bemühen um Gerechtigkeit ist immer mit dem Ablegen der eigenen Sünde verbunden. Sonst kommt man unweigerlich zur Heuchelei. Nur wenn viele Einzelne der Gerechtigkeit im eigenen Leben nachjagen, besteht Hoffnung, dass auch das Gemeinwesen wieder gerechter wird.
Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen, damit du Leben hast […] (Deuteronomium 16,20)