Sagt der Koran, dass die Thora verfälscht wurde?

Da Muslime behaupten, dass die Thora verfälscht sei, empfiehlt sich ein Blick in den Koran. Das bedeutet nicht, dass der Koran in dieser Frage als Autorität angesehen wird. Es soll jedoch eine Hilfestellung für Muslime sein.

Das Wort „Thora“ kommt im Koran 18-mal in 16 verschiedenen Versen vor.

Er hat dir (Mohammed) das Buch mit der Wahrheit offenbart, das zu bestätigen, was vor ihm (offenbart) war. Und Er hat (auch) die Tora und das Evangelium (als Offenbarung) herabgesandt. (Sure 3,3)

Und Er wird ihn (Jesus) die Schrift, die Weisheit, die Tora und das Evangelium lehren. (Sure 3,48)

(Jesus:) Und das zu bestätigen, was von der Tora vor mir (offenbart) war, und um euch einiges von dem zu erlauben, was euch verboten war. Und ich bin mit einem Zeichen von eurem Herrn zu euch gekommen; so fürchtet Allah und gehorcht mir! (Sure 3,50)

O Leute der Schrift, warum streitet ihr über Ibrahim, wo die Tora und das Evangelium erst nach ihm (als Offenbarung) herabgesandt worden sind? Begreift ihr denn nicht? (Sure 3,65)

Alle Speisen waren den Kindern Isra’ils erlaubt außer dem, was Isra’il sich selbst verbot, bevor die Tora offenbart wurde. Sag: Bringt doch die Tora bei und verlest sie dann, wenn ihr wahrhaftig seid. (Sure 3,93)

Wie aber können sie dich richten lassen, während sie doch die Tora haben, in der das Urteil Allahs (enthalten) ist, und sich hierauf, nach alledem, abkehren? Diese sind doch keine Gläubigen. (Sure 5,43)

Und Wir ließen auf ihren Spuren ʿĪsā, den Sohn Maryams, folgen, das zu bestätigen, was von der Tora vor ihm (offenbart) war; und Wir gaben ihm das Evangelium, in dem Rechtleitung und Licht sind, und das zu bestätigen, was von der Tora vor ihm (offenbart) war, und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen. (Sure 5,46)

Wenn sie nur die Tora und das Evangelium und das befolgten, was zu ihnen (als Offenbarung) von ihrem Herrn herabgesandt wurde, würden sie fürwahr von (den guten Dingen) über ihnen und unter ihren Füßen essen. Unter ihnen ist eine gemäßigte Gemeinschaft; aber wie böse ist bei vielen von ihnen, was sie tun. (Sure 5,66)

Sag: O Leute der Schrift, ihr fußt auf nichts, bis ihr die Tora und das Evangelium und das befolgt, was zu euch (als Offenbarung) von eurem Herrn herabgesandt worden ist. Was zu dir (als Offenbarung) von deinem Herrn herabgesandt worden ist, wird ganz gewiß bei vielen von ihnen die Auflehnung und den Unglauben noch mehren. So sei nicht betrübt über das ungläubige Volk! (Sure 5,68)

Wenn Allah sagt: „OʿĪsā, Sohn Maryams, gedenke Meiner Gunst an dir und an deiner Mutter, als Ich dich mit dem Heiligen Geist stärkte, so daß du in der Wiege zu den Menschen sprachst und im Mannesalter; und als Ich dich die Schrift, die Weisheit, die Tora und das Evangelium lehrte; […] (Sure 5,110a)

[…] die dem Gesandten, dem schriftunkundigen Propheten, folgen, den sie bei sich in der Tora und im Evangelium aufgeschrieben finden. […] (Sure 7,157a)

Allah hat von den Gläubigen ihre eigene Person und ihren Besitz dafür erkauft, daß ihnen der (Paradies)garten gehört: Sie kämpfen auf Allahs Weg, und so töten sie und werden getötet. (Das ist) ein für Ihn bindendes Versprechen in Wahrheit in der Tora, dem Evangelium und dem Qur’an. Und wer ist treuer in (der Einhaltung) seiner Abmachung als Allah? So freut euch über das Kaufgeschäft, das ihr abgeschlossen habt, denn das ist der großartige Erfolg! (Sure 9,111)

Muhammad ist Allahs Gesandter. Und diejenigen, die mit ihm sind, sind den Ungläubigen gegenüber hart, zueinander aber barmherzig. Du siehst sie sich verbeugen und niederwerfen, indem sie nach Huld von Allah und Wohlgefallen trachten. Ihr Merkmal steht auf ihren Gesichtern durch die Niederwerfung. Das ist ihr Gleichnis in der Tora. Und ihr Gleichnis im Evangelium ist das eines Getreidefeldes, das seine Triebe hervorbringt und dann stärker werden läßt, so daß sie verdicken und ebenmäßig auf ihren Halmen stehen, so daß es den Anbauern gefällt. (Dies,) damit Er die Ungläubigen durch sie ergrimmen lasse. Allah hat denjenigen von ihnen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, Vergebung und großartigen Lohn versprochen. (Sure 48,29)

Und als ʿĪsā, der Sohn Maryams, sagte: „O Kinder Isra’ils, gewiß, ich bin Allahs Gesandter an euch, das bestätigend, was von der Tora vor mir (offenbart) war, und einen Gesandten verkündend, der nach mir kommen wird: sein Name ist Ahmad‘.“ Als er nun mit den klaren Beweisen zu ihnen kam, sagten sie: „Das ist deutliche Zauberei.“ (Sure 61,6)

Das Gleichnis derjenigen, denen die Tora auferlegt wurde, die sie aber hierauf doch nicht getragen haben, ist das eines Esels, der Bücher trägt. Schlimm ist das Gleichnis der Leute, die Allahs Zeichen für Lüge erklären. Und Allah leitet das ungerechte Volk nicht recht. (Sure 62,5)

In keinem dieser 16 Verse wird der Vorwurf einer Fälschung erhoben. Im Gegenteil wird gesagt, dass sowohl Jesus (3,50; 5,46; 61,6) als auch Mohammed (3,3) die Thora bestätigen sollten. Es steht hier nichts von einer Korrektur oder einer Wiederherstellung. Das setzt voraus, dass die Thora zur Zeit Jesu und auch zur Zeit Mohammeds unverfälscht war.

In 3,93 werden die Juden aufgefordert, die Thora zu bringen und zu lesen. Der Autor des Korans wird wohl nicht gemeint haben, dass die Juden ein verfälschtes Buch bringen sollten.

In 5,43 wird festgestellt, dass in der Thora das Urteil Allahs enthalten ist. In 5,66 und 5,68 wird zur Befolgung der Thora aufgerufen. Das passt nicht zur Verfälschungshypothese.

Wenn die Thora im 7. Jahrhundert unverfälscht war, dann ist sie es auch heute. Die Thora wurde von Juden, Samaritanern und Christen überliefert. Diese drei Richtungen waren bereits Jahrhunderte vor Mohammed in Konkurrenz zueinander. Die von den Christen überlieferte griechische Fassung wurde schon in vorchristlicher Zeit von Juden übersetzt. Diese drei Überlieferungen stimmen überein. Lediglich in der Bewertung des Berges Garizim gibt es zwischen der jüdischen und der samaritanischen Version einen Unterschied. Wenn die Juden im 7. Jahrhundert eine unverfälschte Thora hatten, haben sie diese auch heute noch.

In zwei Punkten zeigt sich jedoch, dass es für den „schriftunkundigen Propheten“ (7,157) gut gewesen wäre, lesen zu lernen. Dann hätte er festgestellt, dass zwei seiner Behauptungen nicht korrekt sind.

  • Die Thora erwähnt im Gegensatz zu der Behauptung von 7,157 Mohammed nicht.
  • Die Thora ruft im Gegensatz zur Behauptung von 9,111 nicht zum Dschihad auf. Die Kämpfe, von denen die Thora spricht, dienen nicht der Verbreitung der Religion, sondern waren einmalige Strafgerichte über unmoralische Völker. Sie waren zeitlich und räumlich begrenzt.

Die islamischen Apologeten stehen daher mit ihrer Lehre von der verfälschten Thora (die sie unter anderem mit Jeremia 8,8 begründen) nicht einmal auf dem Boden des Korans. Sure 62,5 spricht ihnen das Gericht:

Schlimm ist das Gleichnis der Leute, die Allahs Zeichen für Lüge erklären.

Zum Vorwurf, das Evangelium sei verfälscht worden, siehe hier.

 

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