Stephanus war der erste Nachfolger Jesu, der als Märtyrer starb. Er ist für seinen Glauben mit seinem Leben eingestanden.
Lukas schreibt in der Apostelgeschichte:
54 Als sie das hörten, waren sie in ihren Herzen aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen gegen ihn. 55 Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen 56 und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. 57 Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, 58 trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. 59 So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! 60 Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er. (Apostelgeschichte 7,54-60)
Die gegen Stephanus vorgebrachte Anklage lautete:
13 Und sie brachten falsche Zeugen bei, die sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, gegen diesen heiligen Ort und das Gesetz zu reden. 14 Wir haben ihn nämlich sagen hören: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diesen Ort zerstören und die Bräuche ändern, die uns Mose überliefert hat. (Apostelgeschichte 6,13-14)
Es wurde ihm zur Last gelegt, gegen den Tempel und die Thora zu reden. Der Glaube an die Gottheit Jesu wurde ihm nicht ausdrücklich zum Vorwurf gemacht. Es wurde ihm aber in den Mund gelegt, gesagt zu haben, dass Jesus den Tempel zerstören und die Bräuche des mosaischen Gesetzes ändern würde. Das setzt immerhin eine machtvolle Stellung Jesu nach seiner Auferstehung voraus.
Inwiefern die Anklage eine Grundlage in den Worten von Stephanus hatte, wird in der Apostelgeschichte nicht ausgeführt. Der Vorwurf, dass Jesus den Tempel zerstören würde, war sicher falsch. Wohl aber mag Stephanus die prophetische Ankündigung Jesu über das Ende des Tempels aufgegriffen und verkündigt haben.
Als Stephanus die Aggressivität seiner Gegner spürte, schenkte ihm Gott eine Vision, in der er Jesus zur Rechten Gottes sah. Seine Worte
Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. (Vers 56)
wurden als offensichtliche Gotteslästerung verstanden, die nach Levitikus 24,16 mit dem Tod zu bestrafen war.
Im Hintergrund dieser Worte standen die Worte aus Daniel 7,13-14 (siehe dazu diesen Beitrag):
13 Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. 14 Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.
in Verbindung mit Psalm 110,1:
So spricht der HERR zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten und ich lege deine Feinde als Schemel unter deine Füße.
Auch Jesus hatte sich vor dem Hohen Rat auf diese beiden Stellen berufen, was vom Hohepriester als Gotteslästerung gesehen wurde (vergleiche Markus 14,61-64; mehr dazu in diesem Beitrag).
Stephanus sah und bekannte den göttlich verehrten Menschensohn zur Rechten des Vaters. Das bedeutete, dass Stephanus die Gottheit Jesu bekannte. Die jüdischen Führer verstanden dieses Bekenntnis als Gotteslästerung, und Stephanus wurde gesteinigt.
Vor seinem Sterben betete Stephanus zu Jesus:
So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! (Apostelgeschichte 7,59)
Seine Worte erinnern an die Worte Jesu am Kreuz:
Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. (aus Lukas 23,46)
Stephanus richtete sein Gebet aber an Jesus. Dieses Gebet zeigt ganz klar, dass er Jesus als Gott verehrt hat. Die Bibel kennt nur Gott als Hörer des Gebets.
Stephanus hat durch sein Bekenntnis vor dem Hohen Rat und durch sein Gebet zu Jesus gezeigt, dass er an Jesus als Gott glaubte.
Die Gottheit Jesu war keine Erfindung von Paulus, der bei der Steinigung des Stephanus noch auf der Seite seiner Gegner stand (Apostelgeschichte 7,58). Jesus selbst hat diesen Anspruch erhoben (siehe hier). Auch die Gemeinde hat diesen Glauben von Anfang an gehabt, wie wir es auch aus den Worten von Stephanus sehen.