Ersinnt Gott Böses?

Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich ersinne gegen diese Sippe Böses, aus dem ihr eure Hälse nicht ziehen und ⟨unter dem⟩ ihr nicht aufrecht gehen werdet; denn es ist eine böse Zeit.
(Micha 2,3 – Elberfelder)

Gott, der gut, heilig und rein ist, ersinnt Böses gegen die Zeitgenossen Michas. Kann der gute Gott Böses planen und ausführen? Lesen wir den Zusammenhang dieses Verses:

1 Wehe denen, die Unheil ersinnen und böse Taten auf ihren Lagern! Beim Morgenlicht führen sie es aus, weil es in der Macht ihrer Hand steht. 2 Begehren sie Felder, sie rauben ⟨sie⟩, und Häuser, sie nehmen ⟨sie⟩ weg; und sie üben Gewalt am Mann und seinem Haus, am Menschen und seinem Erbteil. 3 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich ersinne gegen diese Sippe Böses, aus dem ihr eure Hälse nicht ziehen und ⟨unter dem⟩ ihr nicht aufrecht gehen werdet; denn es ist eine böse Zeit. (Micha 2,1-3 – Elberfelder)

Vers 3 greift eine Formulierung von Vers 1 auf:

Wehe denen, die Unheil ersinnen und böse Taten auf ihren Lagern!

Die Menschen planen das Böse nicht nur, sondern sie führen es auch aus. Vers 2 beschreibt das Unrecht, das damals den sozial Schwachen angetan wurde. Die Reichen und Mächtigen haben sich den Besitz der Armen und Schwachen einfach genommen.

Diesen Unterdrückern kündigt Gott durch seinen Propheten Micha das Gericht an. Dieses Gericht ist gerecht und daher nicht moralisch böse.

Das hebräische Wort רַע / ra′ mit der Grundbedeutung „böse, schlecht“ kann sowohl für das moralisch Böse stehen, das wir hassen sollen (Psalm 97,10), als auch für etwas, was von den Menschen als schlecht wahrgenommen wird. Für die bösen Unterdrücker wird das kommende Strafgericht etwas Schlechtes und Böses sein. Wenn Gott zulässt, dass die Assyrer ins Land kommen und vieles rauben und vernichten, dann ist das die Folge des bösen Handelns der Unterdrücker. Wegen ihrer Bosheit konnte und wollte Gott sein Volk nicht vor den Feinden beschützen. So kam im Grunde ihre eigene Bosheit über sie.

So hat es nach Micha der Prophet Jeremia ausgedrückt:

Dein böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit züchtigt dich. (Jeremia 2,19a)

Doch Jeremia hat auch darauf hingewiesen, was die Konsequenz der Züchtigung und Strafe sein soll:

So erkenne doch und sieh ein, wie schlimm und bitter es ist, den HERRN, deinen Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu haben – Spruch des Herrn, des GOTTES der Heerscharen. (Jeremia 2,19b)

In den Klageliedern heißt es:

33 Denn nicht freudigen Herzens plagt und betrübt er die Menschenkinder. 34 Dass man mit Füßen tritt alle Gefangenen des Landes, 35 dass man das Recht des Mannes beugt vor dem Antlitz des Höchsten, 36 dass man im Rechtsstreit den Menschen bedrückt, sollte der Herr das nicht sehen? (Klagelieder 3,33-36)

Das Böse, das Gott tut oder zulässt, hat seinen Grund in der Liebe Gottes, die den Menschen aufrütteln und zur Abkehr von seiner Bosheit und Sünde bringen will.

In einem Brief an die Verschleppten in Babylon hat Jeremia die Gedanken und Pläne Gottes für sie ausgedrückt:

Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke – Spruch des HERRN -, Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. (Jeremia 29,11)

Für das Wort „Unheil“ in der Mitte des Verses steht im Hebräischen dasselbe Wort wie in Micha 2,3: רַע / ra′. Gott will das Gute für die Menschen. Friede und Heil ist das, was Gott uns schenken möchte. Doch wenn wir unsere eigene Bosheit mehr lieben als das Gute, das Gott uns schenken will, verschließen wir uns für dieses Geschenk. Was uns dann bleibt, ist die Konsequenz unseres bösen Tuns.

Dazu hat Gott seinen Sohn gesandt, um uns durch ihn aus den Folgen unserer Sünden, aus dem geistlichen Tod, herauszuholen.

1 Ihr wart tot infolge eurer Verfehlungen und Sünden. […] 4-5 Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet. (Epheser 2,1.4-5)

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