Die Mose gegebene Schrift

Hierauf gaben Wir Mūsā die Schrift als Vollendung (und Belohnung) für das, was er an Gutem getan hatte, als eine ausführliche Darlegung für alles und als Rechtleitung und Barmherzigkeit, auf daß sie an die Begegnung mit ihrem Herrn glauben mögen! (Sure 6,154)

Mit der Schrift, die Mose gegeben wurde, ist die Thora gemeint. Wie an anderen Stellen, in denen die Thora ausdrücklich genannt wird, sagt der Koran auch hier nichts, was irgendwie andeuten könnte, dass die Thora verfälscht worden wäre. Das mosaische Gesetz wird als eine ausführliche Darlegung für alles und als Rechtleitung und Barmherzigkeit vorgestellt. Dass die Thora eine Belohnung für Moses gute Taten gewesen ist, steht allerdings nicht im Text, sondern nur in der Klammer. Die Übersetzung von Khoury lautet so:

Alsdann ließen Wir dem Mose das Buch zukommen, um (alles) zu vervollständigen für den, der Gutes getan hat, als eine ins einzelne gehende Darlegung aller Dinge und als Rechtleitung und Barmherzigkeit, auf daß sie an die Begegnung mit ihrem Herrn glauben.

Gewiss war Mose ein Mann Gottes, der Gutes getan hat. Doch war die Thora nicht eine Belohnung für ihn und seine guten Taten. Sie war Gottes Weisung für das Volk Israel.

Die Folgeverse sprechen über den Koran als die den Arabern zugedachte Version der Thora.

155 Und dies ist ein Buch, das Wir (als Offenbarung) hinabgesandt haben, ein gesegnetes (Buch). So folgt ihm und seid gottesfürchtig, auf daß ihr Erbarmen finden möget! 156 Damit ihr (nicht) sagt: „Die Schrift wurde nur auf zwei Gruppen vor uns herabgesandt, und wir waren gegenüber dem, was sie erlernt haben, wahrlich unachtsam.“ 157 Oder damit ihr (nicht) sagt: „Wenn die Schrift auf uns herabgesandt worden wäre, wären wir wahrlich eher rechtgeleitet als sie.“ Aber nun ist ein klarer Beweis von eurem Herrn und Rechtleitung und Barmherzigkeit zu euch gekommen. Wer ist denn ungerechter, als wer Allahs Zeichen für Lüge erklärt und sich von ihnen abwendet? Wir werden denjenigen, die sich von Unseren Zeichen abwenden, mit einer bösen Strafe vergelten, daß sie sich stets abwandten. (Sure 6,155-157)

Zu Vers 156 schreibt der Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm:

Hier sind die Thora der Juden und das Evangelium der Christen gemeint, die die heidnischen Araber nicht studieren konnten, weil sie den jeweiligen Sprachen unkundig waren.

Um den Arabern das Lernen von Fremdsprachen zu ersparen, gab es für sie den Koran. Der Autor dieser Verse scheint davon ausgegangen zu sein, dass es zwischen der Thora, dem Evangelium und dem Koran keine wesentlichen Unterschiede gibt. Offensichtlich hat auch er diese Schriften nicht gekannt. Der an Christen und Juden gerichtete Vorwurf der Verfälschung der Heiligen Schrift wurde erst in späterer Zeit erhoben, als den Muslimen klar wurde, dass der Koran sich erheblich sowohl von der Thora als auch vom Evangelium unterscheidet.

In Vers 157 werden die Zeitgenossen Mohammeds vor der hochmütigen Behauptung gewarnt, dass sie anstelle der Kinder Israels die Rechtleitung der Thora angenommen hätten. Anschließend werden sie dazu aufgefordert, den „klaren Beweis“, die „Rechtleitung und Barmherzigkeit“ anzunehmen. Damit ist offenbar der Koran gemeint. Sie sollen „Allahs Zeichen“ nicht für Lüge erklären.

Wenn aber jemand die Thora und den Koran vergleicht, bemerkt er die Unterschiede, z. B. bei der Ehescheidung, wo der Koran das Gegenteil von der Thora lehrt. Die Zehn Gebote, die ein zentrales Element der Thora darstellen, kommen im Koran gar nicht vor. Fast alle von ihnen wurden der islamischen Überlieferung zufolge von Mohammed übertreten. Auch viele Detailgebote wie der Umgang mit kriegsgefangenen Frauen oder die Speisegebote werden im Koran ganz anders behandelt als in der Thora. Da ist es unmöglich, dass beide Schriften aus derselben göttlichen Quelle stammen.

Eine der beiden Schriften kann nicht von Gott sein. Da der Koran aber bestätigt, dass die Thora von Gott gegeben wurde, bleibt nur die Lösung, dass der Koran nicht von Gott ist. Wenn Muslime die Verfälschung der Thora behaupten, machen sie genau das, wovor sie in Sure 6,157 gewarnt werden. Sie erklären die „Zeichen Allahs“ in der Thora für Lüge. Diesen Leuten hat der Koran eine böse Strafe angekündigt.

Inzwischen gibt es die Thora und das Evangelium schon lange auf Arabisch und in vielen anderen Sprachen. Es ist niemand darauf angewiesen, den Koran als unvollkommenen Ersatz für die Bibel zu lesen.

Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade. (Psalm 119,105)

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