Vor Kurzem gab es in Schweden eine öffentliche Verbrennung des Korans. Durchgeführt wurde diese von der Polizei genehmigte Demonstration vor einer Moschee von einem gebürtigen Iraker. Ob es sich um einen Ex-Muslim handelte, konnte ich nicht eruieren. Proteste in verschiedenen islamischen Ländern waren die Reaktion. Ob es noch weiter eskalieren wird, ist offen. Der Ex-Iraker hat weitere derartige Aktionen angekündigt.
Was soll man dazu denken? Immerhin berichtet auch Lukas in der Apostelgeschichte von einer Bücherverbrennung.
18 Viele, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten offen, was sie früher getan hatten. 19 Und nicht wenige, die Zauberei getrieben hatten, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie vor aller Augen. Man berechnete den Wert der Bücher auf fünfzigtausend Silberdrachmen. 20 So wuchs das Wort in der Kraft des Herrn und wurde stark. (Apostelgeschichte 19,18-20)
Für die neu bekehrten Jünger in Ephesus war die Verbrennung ihrer Zauberbücher ein deutliches Zeichen ihrer Abkehr von ihrem alten, sündigen und von Okkultismus belasteten Leben. Diese Bücher waren extrem teuer. Hätten sie die Bücher verkauft, hätte man mit dem Geld sehr viel Gutes tun können. Doch wäre ihr Inhalt für deren Käufer zum Schaden geworden. So war Verkauf keine Option. Die Christen wollten mit diesen Sünden nichts mehr zu tun haben und haben sich davon total getrennt. Ob das für manche Heiden, die weiterhin in ihre okkulten Sünden verstrickt blieben, eine Provokation war, wird nicht berichtet. Es ist vorstellbar.
Bei dem Iraker, der in Schweden den Koran verbrannt hat, war es vermutlich nicht das konkrete Exemplar dieses Buches, das er bis vor Kurzem als heiliges Buch hochgeschätzt hat, und das er nun als Zeichen seiner Abkehr von seiner islamischen Vergangenheit loswerden wollte. Zumindest aufgrund der Berichte sieht es danach aus, dass er bewusst provozieren wollte. Das mag durchaus mit negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Islam zu tun haben.
Öffentliche Koranverbrennungen sind nicht mit der in der Apostelgeschichte erzählten Begebenheit in Ephesus gleichzustellen. Eine derartige Provokation muslimischer Mitmenschen dient nicht dem Frieden.
Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! (Römer 12,18)
Muslime sollen nicht provoziert, sondern für den Glauben an Gott und seinen Sohn gewonnen werden. Das geht nur mit Respekt, der aber mit Festigkeit in der eigenen Überzeugung verbunden sein muss.
Umgekehrt ist aber auch die Frage zu stellen, warum Muslime, die Respekt für den Koran einfordern, nicht bereit sind, der Bibel mit demselben Respekt zu begegnen. In einigen islamischen Ländern ist der Besitz der Bibel verboten. Obwohl sogar der Koran von der Bibel als Heiliger Schrift spricht (siehe hier und hier), wird dieses Buch gerade auch in Ländern, die gegen die Koranverbrennung protestieren, verboten. Wo bleibt hier der Respekt?
Oft bleibt es nicht beim Verbot des Buches, sondern es kommt zum aktiven Kampf gegen Christen, die ja doch im Koran wegen ihres Glaubens an Jesus als Sohn Gottes verflucht werden (Sure 9,30). Dieser Kampf wird auch in Sure 9,29 geboten:
Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und nicht an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben, und nicht die Religion der Wahrheit befolgen – von denjenigen, denen die Schrift gegeben wurde -, bis sie den Tribut aus der Hand entrichten und gefügig sind!
Dieser Kampf durchzieht die Geschichte des Islams von seinen Anfängen bis heute und hat unzähligen Menschen die Freiheit oder sogar das Leben gekostet. Hier fehlt der Respekt, der für den Koran eingefordert wird. Doch es kann nicht darum gehen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! (Römer 12,21)
Es soll auch daran erinnert werden, dass die erste bekannte Koranverbrennung vom dritten „rechtgeleiteten“ Kalifen Uthman durchgeführt wurde. Da es unter den Muslimen unterschiedliche „Rezitationen“ oder Versionen des Korans gab, ließ der Kalif einen neuen Einheitskoran erstellen. Alle anderen Kopien sollten verbrannt werden.
Überliefert von Anas bin Malik:
Hudhaifa bin Al-Yaman kam zu `Uthman zu der Zeit, als das Volk von Scham (= Syrien) und das Volk des Irak Krieg führten, um Arminya und Adharbijan zu erobern. Hudhaifa fürchtete sich vor ihren (den Leuten von Scham und Irak) Meinungsverschiedenheiten bei der Rezitation des Qur’an, und so sagte er zu `Uthman: „O Oberhaupt der Gläubigen! Rette dieses Volk, bevor sie sich über das Buch (Koran) uneins sind, wie es die Juden und die Christen zuvor waren.“ Daraufhin sandte `Uthman eine Botschaft an Hafsa: „Schickt uns die Manuskripte des Qur’an, damit wir die Qur’an-Materialien in vollkommenen Kopien zusammenstellen und euch die Manuskripte zurückschicken können.“ Hafsa sandte sie an `Uthman. `Uthman befahl daraufhin Zaid bin Thabit, `Abdullah bin AzZubair, Sa`id bin Al-As und `AbdurRahman bin Harith bin Hisham, die Manuskripte in vollkommenen Kopien neu zu schreiben. `Uthman sagte zu den drei Quraisch-Männern: „Wenn ihr mit Zaid bin Thabit in irgendeinem Punkt des Qur’an nicht einverstanden seid, dann schreibt es im Dialekt der Quraisch, denn der Qur’an wurde in ihrer Sprache offenbart.“ Sie taten dies, und als sie viele Abschriften geschrieben hatten, gab `Uthman die Originalmanuskripte an Hafsa zurück. Uthman sandte in jede muslimische Provinz ein Exemplar dessen, was sie abgeschrieben hatten, und befahl, alles andere Koranmaterial zu verbrennen, ganz gleich, ob es in fragmentarischen Manuskripten oder in ganzen Kopien geschrieben war. (Buchari 4987)
Im Zusammenhang mit einem islamischen Angriffskrieg gegen Armenien und Aserbaidschan wurden diese Differenzen festgestellt. Diese sollten durch den von im Auftrag von Uthman erstellten Koran beseitigt werden. Alle bisherigen Manuskripte sollten verbrannt werden. Trotzdem gibt es bis heute unterschiedliche Koranausgaben, auch wenn die 1924 in Kairo erstellte Version immer mehr dominiert.
Die Handschriften, die Uthman verbrennen ließ, enthielten nach islamischer Auffassung zum überwiegenden Teil doch auch Allahs ewiges Wort. Dennoch hat er dieses Wort Allahs verbrennen lassen und gilt bis heute als rechtgeleiteter Kalif.
In den ersten Jahrhunderten des Christentums wurden während der römischen Christenverfolgungen nicht nur Christen gefangen genommen und getötet. Es war den Verfolgern auch wichtig, die heiligen Schriften der Christen zu finden und zu vernichten. Das ist auch ein Grund, warum aus den ersten drei Jahrhunderten relativ wenige Handschriften erhalten sind. Während die christlichen Schriften von den Verfolgern vernichtet wurden, wurden die ältesten Koranmanuskripte auf Befehl eines „rechtgeleiteten“ Kalifen verbrannt.
Die Verbrennung des Korans ist kein Mittel, um den Islam zu überwinden. Nicht nur wegen des fehlenden Respekts. Das Verbrennen hilft niemandem. Es braucht eine Beschäftigung mit dem Inhalt dieses Buches, um den Muslimen die Hilfe geben zu können, die Wahrheit, die uns in Jesus geschenkt ist, zu erkennen.
Man kann aber auch von den Muslimen, denen es so sehr daran liegt, dass ihr Buch respektiert wird, erwarten, das Heilige Buch der Christen, das sogar vom Koran hochgeschätzt wird, zu respektieren. Nicht nur zu respektieren, sondern auch zu lesen. So können sie erkennen, dass die Worte Jesu, den auch sie als ihren Propheten sehen, tatsächlich Geist und Leben sind.
Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. (Johannes 6,63b)