Gedanken zum koranischen Erbrecht

11 Allah empfiehlt euch hinsichtlich eurer Kinder: Einem männlichen Geschlechts kommt ebensoviel zu wie der Anteil von zwei weiblichen Geschlechts. Wenn es aber (ausschließlich) Frauen sind, mehr als zwei, dann stehen ihnen zwei Drittel dessen zu, was er hinterläßt; wenn es (nur) eine ist, dann die Hälfte. Und den Eltern steht jedem ein Sechstel von dem zu, was er hinterläßt, wenn er Kinder hat. Wenn er jedoch keine Kinder hat und seine Eltern ihn beerben, dann steht seiner Mutter ein Drittel zu. Wenn er Brüder hat, dann steht seiner Mutter (in diesem Fall) ein Sechstel zu. (Das alles) nach (Abzug) eines (etwaigen) Vermächtnisses, das er festgesetzt hat, oder einer Schuld. Eure Väter und eure Söhne – ihr wißt nicht, wer von ihnen euch an Nutzen näher steht. (Das alles gilt für euch) als Verpflichtung von Allah. Gewiß, Allah ist Allwissend und Allweise. 12 Und euch steht die Hälfte vom dem zu, was eure Gattinnen hinterlassen, wenn sie keine Kinder haben. Wenn sie jedoch Kinder haben, dann steht euch ein Viertel von dem zu, was sie hinterlassen. (Das alles) nach (Abzug) eines (etwaigen) Vermächtnisses, das sie festgesetzt haben, oder einer Schuld. Und ihnen steht ein Viertel von dem zu, was ihr hinterlaßt, wenn ihr keine Kinder habt. Wenn ihr jedoch Kinder habt, dann steht ihnen ein Achtel von dem zu, was ihr hinterlaßt. (Das alles) nach (Abzug) eines (etwaigen) Vermächtnisses, das ihr festgesetzt habt, oder einer Schuld. Und wenn ein Mann oder eine Frau ohne Eltern oder Kinder beerbt wird und er (bzw. sie) einen (Halb)bruder oder eine (Halb)schwester (mütterlicherseits) hat, dann steht jedem von beiden ein Sechstel zu. Wenn es jedoch mehr als dies sind, dann sollen sie Teilhaber an einem Drittel sein. (Das alles) nach (Abzug) eines (etwaigen) Vermächtnisses, das festgesetzt worden ist, oder einer Schuld, ohne Schädigung. (Das alles ist euch) anbefohlen von Allah. Allah ist Allwissend und Nachsichtig. (Sure 4,11-12)

In diesen beiden Versen hat Allah geregelt, wie Muslime ihr Erbe verteilen sollen. Es geht hier um mehr als eine von Menschen vorgeschlagene Regelung. Es handelt sich nach islamischer Überzeugung um das ewige unfehlbare Gesetz Gottes.

Ich möchte zwei Probleme erwähnen, die mir aufgefallen sind.

Warum erben Töchter nur halb so viel wie Söhne?

Gleich am Beginn wird festgelegt, dass ein Sohn so viel erbt wie zwei Töchter. Im Hinblick auf die Eltern wird dieser Unterschied jedoch nicht gemacht. Die Benachteiligung der Frauen wird somit nicht konsequent durchgezogen. Man findet auch sonst im Koran Stellen, wo Frauen schlechter gestellt sind, etwa wenn es um das Schlagen der Frau geht, oder wenn ihr Zeugnis nur halb so viel wert ist wie das eines Mannes. Im Hadith 304 von Buchari tut Mohammed seine Überzeugung kund, dass es Frauen an Intelligenz fehlt. Dazu passt ganz gut, dass Frauen weniger erben als Männer. Doch ist das wirklich der ewige Gott, der das so bestimmt hat? Reflektiert das nicht viel mehr die mangelnde Wertschätzung, die Frauen zur Zeit Mohammeds erfuhren?

Mathematische Probleme

Die beiden Verse sind etwas kompliziert verfasst, behandeln aber auch nicht alle möglichen Fälle. Ich möchte an einem konkreten Beispiel darlegen, dass es Situationen geben kann, in denen die Rechnung nicht aufgeht.

Angenommen, es stirbt ein Mann, dessen beide Eltern noch leben. Er hinterlässt eine Frau und vier Töchter, aber keinen Sohn. Das Erbe macht 120.000 Euro aus. Es gibt keine Schulden oder anderweitige Verpflichtungen.

Seinen vier Töchtern stehen insgesamt zwei Drittel zu. Das sind 80,000. Jede Tochter erhält 20.000.
Seine Eltern erhalten jeweils ein Sechstel, das sind zweimal 20.000, also insgesamt 40.000.
Dann steht seiner Frau noch ein Achtel zu, das sind 15.000.

Rechnen wir alles zusammen:

4 Töchter:  80.000,–
2 Eltern:     40.000,–
Gattin:        15.000,–
Summe:  135.000,–

Die Rechnung geht nicht auf. Es müssten 15.000 Euro mehr ausbezahlt werden als vorhanden sind.

Den islamischen Rechtsgelehrten, die seit weit über tausend Jahren mit Erbschaftsangelegenheiten zu tun haben, ist das natürlich auch aufgefallen und sie haben eine Lösung gefunden. Die Anteile jedes einzelnen Erben werden verhältnismäßig gekürzt, damit es sich ausgeht. Diese Regelung steht aber nicht im Koran, sondern wurde entwickelt, um das Problem zu lösen, das der Autor dieser Verse geschaffen hat. Diese Gelehrten haben mehr von Mathematik verstanden als der koranische Autor, der mit absoluter Gewissheit nicht der Schöpfer des Universums ist, der alles ohne Fehler geschaffen hat.

Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qurʾān nach? Wenn er von jemand anderem wäre als von Allah, würden sie in ihm wahrlich viel Widerspruch finden. (Sure 4,82)

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