War Rehabeams Torheit von Gott gewirkt?

Der König hörte also nicht auf das Volk; denn der HERR hatte es so bestimmt, um das Wort wahr zu machen, das er durch Ahija von Schilo zu Jerobeam, dem Sohn Nebats, gesprochen hatte.
(1 Könige 12,15 // 2 Chronik 10,15)

Nach dem Tod Salomos folgte ihm sein Sohn Rehabeam als König nach. Er sollte sein Königtum noch von den Vertretern der Stämme Israels bestätigen lassen. Diese baten ihn um Erleichterung des Jochs des Frondienstes, das Salomo ihnen auferlegt hatte.

Rehabeam beriet sich zuerst mit den Alten, die schon im Dienst Salomos gestanden waren. Diese gaben ihm den Rat:

Wenn du dich heute zum Diener dieses Volkes machst, ihnen zu Willen bist, auf sie hörst und freundlich mit ihnen redest, dann werden sie immer deine Diener sein. (1 Könige 12,7)

Wenn alle Regierenden diesen Ratschlag beherzigten und sich als Diener der Menschen betrachteten, würde unsere Welt in einem besseren Zustand sein.

Seine Altersgenossen, die Rehabeam anschließend fragte, rieten jedoch zur Härte. So fiel auch seine Antwort aus:

Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht. Ich werde es noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich werde euch mit Skorpionen züchtigen. (1 Könige 12,14)

Die Folge dieser harten Antwort war die Abspaltung der Nordstämme von der Dynastie Davids. Das Reich Davids und Salomos war damit zerbrochen. Rehabeams Herrschaft beschränkte sich auf das Gebiet der Stämme Juda und Benjamin.

Noch zu Lebzeiten Salomos hatte Gott durch den Propheten Ahija die Spaltung des Reiches als Strafe für den Götzendienst Salomos angekündigt und Jerobeam das Königtum über Israel zugesagt (1 Könige 11,26-40).

Wenn es nun in 1 Könige 12,15 heißt, dass der HERR es bestimmt hatte, dass Rehabeam nicht auf das Volk hörte, um so das Wort des Propheten Ahijas zu erfüllen, stellt sich die Frage, ob Rehabeam in seiner Entscheidung überhaupt frei war. Wenn Gott es so bestimmt hatte, konnte dann Rehabeam noch anders handeln? Wer kann dem Willen Gottes widerstehen?

Ich denke, dass Gott in der Geschichte handelt und wirkt, ohne die Entscheidungsfreiheit eines Menschen auszuschalten. Gottes Wirken ist oft nicht durchschaubar. Er hat immer alles in der Hand. Dennoch gibt er dem Menschen in seinen Entscheidungen und Taten Freiheit. Jeder Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Keiner kann sich darauf ausreden, dass es ihm von Gott vorgegeben worden ist.

Was wäre gewesen, wenn Salomo zeit seines Lebens ein gottesfürchtiger König gewesen wäre? Er hätte sein Volk nicht unterdrückt und zur Fronarbeit verpflichtet. Damit wäre schon der Punkt, in dem das Volk um Erleichterung gebeten hätte, nicht gegeben gewesen.

Rehabeams Mutter war nach 1 Könige 14,21 eine Ammoniterin namens Naama. Da Salomo bekanntlich sehr viele Frauen hatte, ist nicht zu erwarten, dass er sich um die Erziehung aller seiner Kinder kümmern konnte. Vermutlich war die Hauptverantwortliche für die Erziehung Rehabeams seine ammonitische Mutter, die wie aus 1 Könige 11,7 zu vermuten ist, eine Verehrerin des ammonitischen Nationalgottes Milkom war. Gewiss hat Rehabeam als Sohn Salomos an erster Stelle die Verehrung des Gottes Israels kennengelernt. Aber seine Mutter war wohl kein Vorbild im Glauben Israels.

Hätte Salomo überhaupt eine ammonitische Frau heiraten sollen? Und wenn er es schon aus politischen Gründen tat, hätte er nicht einen seiner Söhne zum Thronfolger bestimmen können, dessen Mutter eine gläubige Israelitin war?

Auch wenn man kein direktes Eingreifen Gottes annimmt, ist die Entscheidung Rehabeams keine Überraschung. Sie ist hat ihren Grund nicht nur in seinem Egoismus, sondern auch in den sündigen Fehlentscheidungen seines Vaters.

Salomo war ein überaus weiser Mann. Doch ist ihm durch seine Sünden von seiner Weisheit letztlich nur die Intelligenz geblieben. Er hat Entscheidungen ohne die Führung Gottes getroffen. Die Reichsteilung unter seinem Sohn Rehabeam war die konsequente Folge davon.

Wenn es heißt, dass der HERR es so bestimmt hat, sollte damit gesagt werden, dass es Gottes Wille war, dass das Reich auf der Grundlage, die Salomo durch seine Sünden gelegt hatte, nicht mehr weiter bestehen konnte. Darum war die Reichsteilung in Gottes Willen. Gott hat nichts getan, um Rehabeam von seiner kurzsichtigen, auf dem Willen zur Macht gegründeten Entscheidung abzuhalten. Er wurde nicht von Gott dazu gedrängt. Er hat aber durch seine egoistische Entscheidung das bewirkt, was Gott als Strafgericht angekündigt hatte.

Gott wirkt, ohne dass er dem Menschen die Freiheit nimmt.

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