Wahrsagen?

9 Wenn du in das Land hineinziehst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, sollst du nicht lernen, die Gräuel dieser Völker nachzuahmen. 10 Es soll bei dir keinen geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keinen, der Losorakel befragt, Wolken deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert, 11 Gebetsbeschwörungen hersagt oder Totengeister befragt, keinen Hellseher, keinen, der Verstorbene um Rat fragt. 12 Denn jeder, der so etwas tut, ist dem HERRN ein Gräuel. Wegen dieser Gräuel rottet sie der HERR, dein Gott, aus. 13 Du sollst ganz und gar bei dem HERRN, deinem Gott, bleiben. 14 Denn diese Völker, deren Besitz du übernimmst, hören auf Wolkendeuter und Orakelleser. Für dich aber hat der HERR, dein Gott, es anders bestimmt. (Deuteronomium 18,9-14)

Vor dem Einzug in das Land Kanaan wurde das Volk Israel davor gewarnt, die Gräuel der Völker des Landes nachzuahmen. Der Warnung vor Kinderopfern in Vers 10a sollte für jeden Menschen mit einem Rest von Ethik klar sein, obwohl das Töten (ungeborener) Kinder leider auch in unserer Zeit tagtäglich massenhaft geschieht.

Doch was ist mit dem Wahrsagen, vor dem in den Folgeversen gewarnt wird? Was ist schlecht daran, wenn ein Mensch wissen will, was die Zukunft bringt? Kann er da nicht dem, was kommt, besser gewappnet entgegensehen?

Fürs Erste wäre zu fragen, ob man mit den genannten Methoden tatsächlich die Zukunft erkunden kann. Warum sollen Losorakel oder Wolken „wissen“, was geschehen wird? Auch mit einem Becher oder den im Text nicht ausdrücklich erwähnten Methoden der Vogelschau oder der Begutachtung der Leber von Opfertieren, die in der Antike praktiziert wurden, kann man die Zukunft nicht erfahren. Auch die Sterne, die nur tote Himmelskörper sind, können keine Auskunft geben. Ebenso wenig lassen sich Tote befragen, auch wenn das immer wieder praktiziert wird.

Es fällt auf, dass Mose das Argument, dass all diese Praktiken nutzlos sind, nicht nennt. Es heißt nur, dass jeder, der so etwas tut, dem HERRN ein Gräuel ist. Das hängt damit zusammen, dass all diese Praktiken mit der Verehrung von Götzen verbunden waren. Die nicht existenten Götter wissen klarerweise auch nichts über die Zukunft.

In Vers 13 heißt es:

Du sollst ganz und gar bei dem HERRN, deinem Gott, bleiben.

Das von der Einheitsübersetzung mit „ganz und gar“ wiedergegebene Wort תָּמִים / tāmîm enthält den Aspekt des Vollständigen und Vollkommenen. Es geht um vollkommene Hingabe an Gott, die mit dem vollen Vertrauen in seine liebende Führung verbunden ist.

Wer sein Leben Gott anvertraut, bei dem gibt es nicht nur keinen Platz für falsche Götter. Er weiß, dass alles in der Hand Gottes ist. Wer Gott vertraut, weiß seine Zukunft in Gott geborgen. Dann erlischt die Neugierde über die Details dessen, was kommen wird. Es reicht, dass Gott es weiß und dass er alles in der Hand hat.

In Vers 14b sagt Mose zum Volk Israel:

Für dich aber hat der HERR, dein Gott, es anders bestimmt.

Im Anschluss daran geht es um die Propheten, ganz besonders um einen Propheten wie Mose, den Gott senden wird. Die Propheten darf man aber nicht als Wahrsager im Namen Gottes verstehen. Sie haben auch über die Zukunft gesprochen. Doch viel mehr war es ihre Aufgabe, die Menschen durch Worte der Ermahnung aufzurütteln und ihnen den Weg Gottes zu zeigen. Die Androhung eines Strafgerichts oder auch die Verheißung des göttlichen Erbarmens sollten zur Umkehr von Sünden und zu einem Leben nach den Geboten Gottes führen, dazu, ganz und gar bei dem HERRN, deinem Gott, zu bleiben, ohne Angst und Sorge wegen einer ungewissen Zukunft.

25 Wen habe ich im Himmel außer dir? Neben dir erfreut mich nichts auf Erden. 26 Mag mein Fleisch und mein Herz vergehen, Fels meines Herzens und mein Anteil ist Gott auf ewig. (Psalm 73,25-26)

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