Kann man Gottes Ratschluss verwerfen?

Wenn Gott allmächtig ist, hat er alles in der Hand und bestimmt alles. Niemand kann sich seinem Willen entziehen. Daher kann es nichts geben, was Gott nicht bestimmt. So lautet in etwa die Überzeugung der Anhänger der Prädestination. Nach Calvin hat Gott sogar den Sündenfall angeordnet.

Die Allmacht Gottes steht außer Zweifel. Wäre er nicht allmächtig, wäre er nicht Gott. Doch bedeutet Allmacht, dass Gott alles aktiv wirkt und es nicht dulden kann, dass jemand seinem Willen widerspricht oder zuwiderhandelt?

In Lukas 7,29-30 lesen wir:

29 Das ganze Volk, das Johannes hörte, und selbst die Zöllner gaben Gott Recht und ließen sich mit der Taufe des Johannes taufen. 30 Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes für sich selbst abgelehnt und sich von Johannes nicht taufen lassen.

In der Elberfelder Bibel lautet Vers 30 so:

Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten haben den Ratschluss Gottes für sich selbst wirkungslos gemacht, indem sie sich nicht von ihm taufen ließen.

In der Fußnote nennt die Elberfelder Bibel als Übersetzungsmöglichkeit „verworfen“ statt „wirkungslos gemacht“.

Das griechische Wort ἀθετέω / athetéō wird an anderen Stellen mit „verwerfen“, „ablehnen“, „außer Kraft setzen“ übersetzt.

Die Stelle in Lukas 7 sagt einerseits, dass es auch für die Pharisäer und Gesetzeslehrer der Ratschluss oder Wille Gottes war, dass sie sich von Johannes taufen lassen, was eine Vorbereitung für die Erkenntnis, dass Jesus der Messias ist, sein sollte. Gott wollte die Umkehr der Pharisäer. Doch sie haben durch ihren Ungehorsam diesen Heilswillen Gottes abgelehnt und verworfen. Gottes Plan zu ihrer Rettung wurde für sie wirkungslos.

Diese Stelle zeigt, dass die Lehre der Prädestination durch die einseitige Betonung der Allmacht Gottes zu einer falschen Vorstellung über Gott führt, also eine Irrlehre ist.

Gottes Allmacht steht in keinem Widerspruch zu seiner Liebe. Bei Gott bilden alle Eigenschaften eine harmonische Einheit. Liebe gibt es nicht ohne Freiheit. Weil Gott uns liebt, schenkt er uns die Freiheit, uns auch gegen ihn zu entscheiden. Sonst wäre das Ja eines Menschen zu Gott keine Entscheidung. Der Mensch wäre nicht frei und könnte auch nicht lieben. Eine Liebesbeziehung zwischen Gott und dem Menschen wäre unmöglich.

Aus Liebe akzeptiert es Gott, dass Menschen seinen Willen ablehnen.

In Jesus hat er alles getan, was zu unserem Heil nötig ist. Es liegt am Menschen, dieses Angebot der Erlösung anzunehmen und auf Gottes Ruf zur Umkehr zu hören.

1 Seht her, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu helfen, sein Ohr ist nicht schwerhörig, sodass er nicht hört.
2 Aber eure Vergehen stehen trennend zwischen euch und eurem Gott; eure Sünden haben sein Gesicht vor euch verdeckt, sodass er nicht hört. (Jesaja 59,1-2)

Kommentare sind geschlossen.

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑