Ich versichere euch: Diese Generation wird auf keinen Fall vergehen, bis das alles passiert. (Matthäus 24,34 – Neue Welt Übersetzung 2018)
Die Zeugen Jehovas haben dieses Wort Jesu bzw. ihre Auslegung dieses Wortes, zu einem wichtigen Fundament ihrer Lehre gemacht.
Nach ihrer Ansicht hat Jesus im Jahre 1914 die Königsherrschaft im Himmel angetreten. Innerhalb einer Generation nach 1914 würde das Ende kommen: die Schlacht von Harmagedon, das tausendjährige Friedensreich …
Inzwischen sind schon über 100 Jahre vergangen. Weder Harmagedon noch das tausendjährige Reich sind gekommen. Es mag weltweit noch einige wenige Menschen geben, die bereits 1914 als Kleinkinder am Leben waren. Doch die Generation von 1914 ist offensichtlich schon lange vergangen.
Es wird zwar versucht, die „Generation“ von 1914 dadurch zu erweitern, dass alle „Gesalbten“, die zeitgleich mit einem „Gesalbten“, der bereits 1914 „gesalbt“ war, auch noch zur Generation von 1914 gehören. Dadurch gewinnt die derzeitige „Leitende Körperschaft“ einige Jahrzehnte Zeit (aber nicht an Glaubwürdigkeit). Danach wird die nächste Generation der Zeugen Jehovas wieder auf „neues Licht von Jehova“ hoffen müssen.
Dabei lässt sich das „Problem“ mit dem Begriff „Generation“ ganz einfach lösen, wenn wir den Zusammenhang von Matthäus 24 betrachten.
Die Jünger Jesu waren beeindruckt von der Pracht des Herodianischen Tempels. Jesus wies seine Jünger darauf hin, dass dieser Tempel zerstört werden wird. Die Zerstörung des Tempels ist das Grundthema der Worte Jesu. Die Verse 15-26 passen ganz gut in diesen Zusammenhang.
Zugleich dient die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als ein Vorzeichen für das zweite sichtbare Kommen Jesu zum Gericht über die Menschheit. Vor allem die Verse 30-31 sprechen davon.
Wenn Jesus nun davon spricht, dass „diese Generation“ nicht vergehen wird, dann meint er seine eigene Generation. Jesus hat diese Worte im Jahre 30 gesprochen. Der Tempel wurde von den Römern im Jahre 70 zerstört, also vierzig Jahre nachdem Jesus die Zerstörung angekündigt hatte. Vierzig Jahre, das ist in etwa eine Generation. So lesen wir in Numeri 14,29-35, dass alle Israeliten, die gegen Gott gemurrt haben, in der Wüste sterben sollten. Aus diesem Grunde dauerte die Wüstenwanderung vierzig Jahre.
Die Generation, zu der Jesus gesprochen hat, ist nicht vergangen, bis „das alles“, d. h. die Zerstörung des Tempels, geschehen ist.
Was das zweite Kommen Jesu betrifft, finden wir die Antwort Jesu in Vers 36:
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Ebenso sagte Jesu in Apostelgeschichte 1,7:
Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
Wer wissen will, was nicht einmal Jesus in seinem irdischen Leben gewusst hat, zeigt dadurch nur seinen Ungehorsam und seinen Hochmut. Wirkliche Nachfolger Jesu lassen sich auf keine Spekulationen oder Berechnungen bezüglich der Endzeit ein. Sie dienen Gott durch ein gehorsames Leben und sind jeden Tag bereit für das Kommen Christi, sei es, dass sie ihm bei ihrem Tod begegnen, sei es durch sein Kommen für die ganze Welt.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. (Matthäus 24,42)