Und wenn ihr eine Gattin tauschen wollt …

Und wenn ihr eine Gattin anstelle einer anderen eintauschen wollt und ihr der einen von ihnen einen Qintar gegeben habt, dann nehmt nichts davon (zurück). Wollt ihres (etwa) durch Verleumdung und deutliche Sünde (zurück)nehmen? (Sure 4,20)

Für Menschen, die den Koran nicht kennen, mag dieser Vers sehr überraschend sein. Sollte der allmächtige ewige Schöpfer des Universums, dessen vollkommenes und unabänderliches Wort der Koran nach islamischer Lehre sein soll, tatsächlich eine Frau als Tauschobjekt betrachtet haben?

Was sagt der Tafsir (Kommentar) dazu?

Im deutschen Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm findet sich zur Stelle nur ein knapper Kommentar:

Wenn das Zusammenleben trotz aller Geduld nicht mehr möglich ist und es zur Scheidung kommen muss, so erhält die geschiedene Frau ihre aufgeschobene Brautgabe im vollen Umfang.

Es wird hier als Voraussetzung genannt, dass das Zusammenleben trotz aller Geduld nicht mehr möglich sei. Ferner wird gesagt, dass die geschiedene Frau die Brautgabe im vollen Umfang erhalten soll. Das Zweite steht im Text, die Voraussetzung nicht. Man kann aber davon ausgehen, dass ein Mann, der mit seiner Frau zufrieden ist, sie ungern eintauschen wird.

Das Kernproblem, dass die Frau als Tauschobjekt gesehen wird, kommt im Tafsir nicht zur Sprache. Entweder hat der Erklärer keine Erklärung und schweigt sich deswegen aus, oder er sieht darin kein Problem, das extra erläutert werden müsste.

Auch die klassischen Kommentare gehen auf diese Frage nicht ein. Manche (Al Qushairi, Kashf Al-Asrar) sehen zwar eine Härte im Vorgehen gegen die Frau und daher eine reichliche Entschädigung als gerechtfertigt. Aber für keinen der Erklärer scheint es ein grundsätzliches Problem zu sein, eine Gattin zu tauschen.

Das fragliche Wort wird von fast allen auf al-quran.info verfügbaren deutschen Übersetzungen mit „eintauschen“ wiedergegeben. Nur die Übersetzung von Amir Zaidan lautet: „Und wenn ihr eine Ehefrau anstelle einer (anderen) Ehefrau heiraten wollt“. Hier wird zwar das Wort „tauschen“ vermieden, aber dessen Inhalt sinngemäß ausgesagt. Zur Verwendung des arabischen Verbs mit der Wurzel BDL siehe hier.

Sollte uns das nicht zu denken geben? Welches Menschenbild, und vor allem welches Frauenbild steckt hinter diesem Vers? Können das wirklich die Worte des Schöpfers des Universums sein?

Wie passt das zur Lehre Jesu, der den Ehebund für unauflöslich erklärt hat?

Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. (Markus 10,9)

Dem Autor des Korans fehlt die geistliche Sicht der Ehe. Die Ehescheidung wird auf eine materielle Frage reduziert. Es ist gewiss begrüßenswert, dass die Frau reichlich entschädigt werden soll. Doch ist die Ehe nach Gottes Willen mehr als eine Geschäftsbeziehung. Die Ehe wird entwertet, die Frau zu einem Objekt. Das kann nicht Gottes Wille sein. Daher kann der Koran nicht Gottes Wort sein.

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