War Paulus ein selbst ernannter Apostel?

Von verschiedenen Seiten wird behauptet, dass die Lehre Jesu schon sehr früh vom Apostel Paulus verfälscht worden sei und das Christentum eigentlich auf Paulus zurückgehe.

Ich bin heute auf eine Korrespondenz gestoßen, die ich vor einigen Jahren mit einem Muslim geführt habe. Er hat über die „verlogenen falschen Lehren eines selbsternannten Apostels namens Paulus“ geklagt. Ich habe ihm damals wie folgt geantwortet:1

Was gibt dir das Recht, ihn einen selbst ernannten Apostel zu nennen?

Die übrigen Apostel, die von Jesus Christus persönlich während seines Dienstes auf dieser Erde zum Apostelamt berufen worden sind, haben das offensichtlich anders gesehen. Petrus nennt ihn „unseren geliebten Bruder“ (2 Petrus 3,15), was Petrus nicht getan hätte, hätte Paulus sich das Apostelamt angemaßt. (Vergleiche auch diesen Beitrag.)

Auch bei dem sogenannten „Apostelkonzil“ wurde Paulus in keiner Weise in Frage gestellt, sondern Paulus wurde gemeinsam mit anderen Jüngern nach Antiochia gesandt. Du kannst das in Apostelgeschichte 15,1-30 nachlesen.

Hätten sich die Apostel von Paulus täuschen lassen, stellt das indirekt auch die Autorität des Herrn Jesus Christus in Frage. Es war ja Jesus selber, der die Apostel berufen hat, mit keiner geringeren Aufgabe, als das Evangelium allen Völkern zu verkünden. Jesus hätte als Prophet ja wissen müssen, dass es einen Betrüger wie Paulus geben würde, und dass die Apostel diesem auf den Leim gehen würden. Jesus hätte dann wohl fähigere Mitarbeiter gesucht.

Auch für einen Muslim wäre das ein großes Problem. Denn immerhin werden die Jünger Jesu im Koran als die „Helfer Allahs“ bezeichnet (61,14). Der Koran wurde aber über 500 Jahre nach Paulus geschrieben. Wenn der Koran nun die Jünger als „Allahs Helfer“ bezeichnet, obwohl diese zugelassen haben, dass ein Betrüger das ganze Werk Jesu vernichtet, dann leidet auch die Autorität des Koran darunter.

Also: Wäre Paulus kein Apostel, dann hat Jesus eine schlechte Hand bei der Auswahl seiner Mitarbeiter gehabt, was ihn als Propheten in Frage stellt, und auch die Autorität des Korans wäre zumindest angekratzt. Das Prophetentum Jesu und die Autorität des Korans sind nun aber zwei feste Fundamente des Islams. Das ist nun einmal das Dilemma des Islams.

Da Paulus ursprünglich ein Verfolger der Christen war, waren die Apostel sicher sehr kritisch, was seine Person betrifft. Wären die Apostel nicht fest davon überzeugt gewesen, dass die Berufung Pauli von Gott war, hätte es Paulus nicht geschafft, von irgendjemandem unter den Christen als Apostel anerkannt zu werden.

Offensichtlich wurde das Apostelamt von Paulus auch von Gott bestätigt, nicht nur dadurch, dass ihm Jesus als Auferstandener erschienen ist, sondern auch durch zahlreiche Wunder, die Gott durch Paulus gewirkt hat (Apostelgeschichte 14,3.8-10; 16,18.25-26 …).

Vergleichen wir Paulus mit Mohammed, so fehlt sowohl die Bestätigung durch Wunder, als auch die Bestätigung durch echte Gesandte (= Apostel) Gottes. Trotz aller Versuche von Apologeten ist es nicht gelungen, auch nur einen einzigen tragfähigen Hinweis auf Mohammed durch echte Propheten und Gesandte Gottes zu finden. Es gab keinen Zeugen dafür, dass der Engel Gabriel mit Mohammed gesprochen hat. Das war einzig sein eigener Bericht. Als Jesus dem Paulus erschienen ist, hat zwar nur Paulus selber die Begegnung mit Jesus gehabt. Aber seine Begleiter haben zumindest mitbekommen, dass da etwas außergewöhnliches passiert. Und die Veränderung von einem Verfolger Jesu Christi zu einem Verkünder Jesu Christi ist in sich auch schon ein großes Wunder.


So weit der Auszug aus meinem damaligen Brief. Vielleicht sind die Gedanken auch heute hilfreich.


  1. Ich habe den Text leicht überarbeitet und mit Links zu den Bibelstellen und Beiträgen auf dieser Website ergänzt. 

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