Abu Bakr ibn Abi Shaybah berichtete uns […] von Abu Musa, der sagte, dass der Gesandte Allahs, Friede sei mit ihm, sagte
„Am Tag der Auferstehung wird Allah, der Erhabene und Glorreiche, jedem Muslim einen Juden oder einen Christen geben und sagen: ‚Dies ist dein Lösegeld vom Feuer.‘“(Sahih Muslim 2767a – aus dem Arabischen übersetzt mit DeepL)
Sunnitische Muslime akzeptieren in der Regel die von Muslim ibn al-Haddschādsch (ca. 820-875) gesammelten Hadithe als authentisch. Darum ist der hier zitierten Überlieferung eine hohe Bedeutung zuzuschreiben. Für jeden Muslim, der ins Paradies kommt, wird demnach ein Jude oder Christ ins Höllenfeuer geworfen werden. Juden und Christen dienen als Lösegeld für Muslime.
Wie passt diese Überlieferung zu Sure 6,164 (ähnlich: 17,15; 35,18; 39,7; 53,38)?
[…] Und keine lasttragende (Seele) nimmt die Last einer anderen auf sich. […]
Diese Stellen werden von Muslimen als Argument gegen die (oft falsch verstandene oder auch falsch vermittelte) christliche Erlösungslehre angeführt. Jesus könne ihnen zufolge aufgrund dieser Koranstellen niemals die Sünden der Menschen tragen. Doch war Jesus eine „lasttragende“, d. h. die Last der eigenen Sünden tragende, Seele? Die meisten Muslime würden sich zurecht dagegen wehren, Jesus einen Sünder zu nennen. Daher treffen diese Stellen des Korans nicht auf Jesus zu.
Jesus konnte unsere Sünden tragen, in dem Sinn, dass er sie von uns wegnahm.
Am Tag darauf sah er Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Johannes 1,29)
Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. (1 Petrus 2,24)
Das bedeutet aber nicht, dass Jesus statt uns für unsere Sünden bestraft worden ist. Gott muss nicht strafen, um vergeben zu können. (Mehr dazu in den Beiträgen: Gottes Gerechtigkeit und die Vergebung der Sünden, Zur Sünde gemacht? und Musste Jesus den Zorn Gottes besänftigen?)
Was Muslime bei Jesus ablehnen, nämlich dass er uns unsere Sündenlast abgenommen hat, damit wir ein heiliges Leben im Dienst Gottes führen können, wird von einer authentischen Überlieferung aber allen Juden und Christen zugemutet. Juden und Christen haben die Sündenlast der Muslime zu tragen, damit die Muslime am Tag der Auferstehung ins Paradies eingehen können. Wie können sündhafte Juden und Christen als Lösegeld für Muslime dienen? Auch wenn Christen durch Jesus Christus die Vergebung der Sünden empfangen, sind sie dennoch nicht sündenlos. Wir bedürfen immer wieder der Vergebung unseres Herrn. Und wäre es nicht ungerecht, andere für die Sünden der Muslime zu bestrafen? Noch dazu auf ewig? Ein gerechter Gott handelt nicht so, wie es die authentischen islamischen Überlieferungen darstellen.
Rettung aus dem Verderben finden wir nur bei Jesus, der sich in seinem Leben und Sterben ganz für uns Sünder hingegeben hat. Durch ihn hat Gott uns gerettet und zu einem Leben in Heiligkeit gerufen.
Er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun. (Titus 2,14)
Christen sind allerdings dazu aufgerufen, einander die Lasten zu tragen – hier, in diesem Leben, aber nicht im Höllenfeuer.
Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6,2)