Darauf kam Jesus mit seinen Jüngern nach Judäa. Dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte. (Johannes 3,22)
Sie kamen zu Johannes und sagten zu ihm: Rabbi, der Mann, der auf der anderen Seite des Jordan bei dir war und für den du Zeugnis abgelegt hast, der tauft jetzt und alle kommen zu ihm.
(Johannes 3,26)1 Jesus erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, er gewinne und taufe mehr Jünger als Johannes – 2 allerdings taufte nicht Jesus selbst, sondern seine Jünger -; 3 daraufhin verließ er Judäa und ging wieder nach Galiläa. (Johannes 4,1-3)
Nur Johannes berichtet darüber, dass die Jünger Jesu in der Anfangszeit seines öffentlichen Wirkens getauft haben. Das war aber so eng mit dem Wirken Jesu verbunden, dass es sowohl der Evangelist in Johannes 3,22 als auch die Jünger des Täufers in 3,26 so ausdrücken konnten, dass Jesus getauft hat. Der Evangelist Johannes, der einer der beiden Täuferjünger in Johannes 1,37-39 war, wusste das aus eigenem Erleben. Vermutlich hat er damals selber auch getauft.
Was war die Bedeutung dieser Taufe und warum haben die Jünger Jesu später nicht mehr getauft? Warum hat Jesus selber nicht getauft?
Sechs der Jünger Jesu, die später zu Aposteln berufen wurden, waren, bevor sie Jesus gerufen hatte, bei Johannes dem Täufer. Sie waren nicht nur zu ihm gekommen, um von ihm getauft zu werden, sondern sie gehörten nach Johannes 1,35 zu seinen Jüngern. Vermutlich hat nicht nur Johannes getauft, sondern auch seine Jünger, da viele, nämlich „die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend“ (Matthäus 3,5) zu ihm kamen, um getauft zu werden.
Jesus hat anfangs ebenso wie Johannes der Täufer in seiner Verkündigung die Menschen zur Umkehr aufgerufen.
1 In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: 2 Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. (Matthäus 3,1-2)
Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. (Matthäus 4,17)
Als Zeichen der Umkehr haben sich die Menschen von Johannes taufen lassen. Die Menschen, die durch die Verkündigung Jesu umgekehrt sind, haben sich auch taufen lassen. Sie wurden von den Jüngern Jesu getauft. Diese Taufe war im Grunde dasselbe wie die Taufe durch Johannes den Täufer. Ganz am Beginn des Wirkens Jesu war zwischen der Verkündigung des Täufers und der Jesu nur der Unterschied, dass Johannes auf das baldige Kommen des Messias hingewiesen hat, was Jesus, der ja der angekündigte Messias war, nicht getan hat. Vielleicht haben die Jünger selber die Praxis des Taufens, als sie mit Jesus zusammen waren, fortgesetzt, so wie sie es aus ihrer Zeit beim Täufer gewohnt waren. Es kann aber auch sein, dass Jesus seinen Jüngern gesagt hat, dass sie taufen sollten, um so die Kontinuität mit Johannes dem Täufer zu betonen. Aber es konnte sich nur um eine Übergangszeit handeln. Als Jesus seine Verkündigung in Galiläa begann, haben die Jünger nicht mehr getauft.
Johannes hat über den Messias angekündigt:
Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. (Matthäus 3,11)
Wahrscheinlich hat Jesus deswegen nicht persönlich getauft. Die Taufe, die seine Jünger spendeten, war noch nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist. Es sollte nicht der Gedanke aufkommen, dass die von den Jüngern erteilte Taufe zur Umkehr schon die von Johannes angekündigte Taufe mit dem Heiligen Geist sei. Hätte Jesus selber getauft, hätten die von ihm Getauften denken können, dass, wenn Jesus der von Johannes verheißene Messias ist, sie jetzt auch mit dem Heiligen Geist getauft würden.
Jesus musste seine Jünger noch vieles lehren und sie dadurch auf das Kommen des Heiligen Geistes vorbereiten. Dazu war es gut, dass zwischen der Taufe zur Umkehr und der christlichen Taufe, die die Jünger erst nach der Auferstehung Jesu und der Ausgießung des Heiligen Geistes gespendet haben, ein zeitlicher Abstand war. Auch die christliche Taufe ist eine Taufe der Umkehr. Aber sie geht darüber hinaus. Sie ist mit der Verheißung der Gabe des Heiligen Geistes verbunden:
37 Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? 38 Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. (Apostelgeschichte 2,37-38)
Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist nicht ein Erlebnis, das irgendwann später kommt. Wer von seinen Sünden umkehrt und Jesus nachfolgt, empfängt den Heiligen Geist. Die Taufe ist der Ausdruck dieser Entscheidung. Wer zu Jesus gehört, hat den Heiligen Geist.
Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer aber den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm. (Römer 8,9)
Wenn im Neuen Testament von der Taufe die Rede ist, geht es aber nicht um ein leeres Ritual oder Brauchtum. Zuerst kommt die Umkehr, dann die Taufe.
Weil es bei der Taufe um die Beziehung zu Gott in seiner dreieinigen Fülle geht, hat der auferstandene Herr die Taufe auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes angeordnet (Matthäus 28,19). Von Jesus erlöst ist der Christ ein Kind des Vaters und vom Heiligen Geist erfüllt. Die Taufe des Johannes war eine Vorbereitung darauf.
3 Da fragte er: Auf welche Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. 4 Paulus sagte: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen. (Apostelgeschichte 19,3-5)