„Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch.“

24 Am folgenden Tag kamen sie nach Cäsarea. Kornelius erwartete sie schon und hatte seine Verwandten und seine nächsten Freunde zusammengerufen. 25 Als nun Petrus ankam, ging ihm Kornelius entgegen und warf sich ihm ehrfürchtig zu Füßen. 26 Petrus aber richtete ihn auf und sagte: Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch. (Apostelgeschichte 10,24-26)

Kornelius war ein römischer Hauptmann, der in Cäsarea, der römischen Verwaltungszentrale der Provinz Judäa stationiert war. Obwohl er ein Angehöriger der Besatzungsmacht war, hatte er erkannt, dass der Gott Israels der einzig wahre Gott ist.

Er lebte mit seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig, gab dem Volk reichlich Almosen und betete beständig zu Gott. (Apostelgeschichte 10,2)

In einer Vision wurde Kornelius von einem Engel aufgefordert, Petrus, der sich damals in Joppe (heute Jaffa), ca. 50-60 km südlich von Cäsarea, aufhielt.

Als Petrus ankam, warf sich Kornelius vor ihm zu Boden, um ihn ehrfurchtsvoll als Boten Gottes zu begrüßen. Petrus ließ das nicht zu und richtete Kornelius mit den Worten „Auch ich bin nur ein Mensch“ auf.

Kornelius war Monotheist und wollte Petrus gewiss nicht wie einen Gott verehren. Doch für Petrus war klar, dass diese Art der Verehrung allein Gott gebührt. Petrus hat nicht die Ehre vor Menschen gesucht. Er wusste sich völlig von Gott abhängig. Alles, was er den Menschen geben konnte, hatte er zuvor von Gott erhalten. Deshalb lehnte er es ab, dass ein Mensch vor ihm niederfällt.

Im steht im Griechischen das Wort προσκυνέω / proskynéō. Dieses Verb deckt den Bedeutungsspielraum von „niederkniend huldigen, fußfällig verehren, anbeten, unterwürfig grüßen“ ab. Es konnten auch höher gestellte Menschen in dieser Weise geehrt werden, aber nach den Worten Jesu gebührt diese Form der Verehrung einzig Gott. Als der Satan ihn versuchen wollte, ihn in dieser Weise zu verehren, sagte Jesus:

Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. (Matthäus 4,10)

Für das Wort „anbeten“ steht im Griechischen proskynéō. Deswegen ist es auch ein Hinweis auf die Gottheit Jesu, dass Jesus die Proskynese durch seine Jünger nicht zurückgewiesen hat (z. B. Matthäus 14,33; 28,17).

Petrus, der als einer der Jünger Jesus in dieser Weise verehrt hat, hat diese Ehre für sich zurückgewiesen.

Doch wie anders haben sich diejenigen, die sich als Nachfolger Petri ausgeben, die Päpste, gehandelt!

Viele Jahrhunderte hindurch gehörte der Fußkuss des Papstes zum katholischen Ritual. Erst Angelo Giuseppe Roncalli (Johannes XXIII) hat das beendet.1 Im Jahre 1075 hat Hildebrand von Soana, der als Papst den Namen Gregor VII. trug, im Dicatus Papae unter anderem den Anspruch erhoben,

(9) Dass alle Fürsten nur des Papstes Füße küssen.

Mir war es nicht möglich, herauszufinden, wer dieses Rituals des Niederfallens oder des Küssens der Füße des Papstes eingeführt hat. Es hat aber viele Jahrhunderte zur katholischen Praxis gehört. Die „Nachfolger“ des Apostels Petrus haben sich in ihrer Anmaßung über das Beispiel des Apostels erhoben, der niemals eine derartige Position angestrebt oder ausgeübt hat.

Wer der Lehre Petri und der anderen Apostel folgen will, wird sich allein an die Worte der Bibel halten. Allein in ihnen finden wir das unverfälschte Evangelium.

25 Da sagte Jesus zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker und die Vollmacht über sie haben, lassen sich Wohltäter nennen. 26 Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende. (Lukas 22,25-26)


  1. Boris Repschinski, Aufruf zur Erneuerung, Zeitschrift für katholische Theologie 131 (2009), S. 1. 

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