Wer ist der „treue und verständige Sklave“?

45 Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, dem sein Herr die Verantwortung für seine Hausdiener übertragen hat, damit er ihnen zur richtigen Zeit ihre Nahrung gibt? 46 Glücklich ist jener Sklave, wenn sein Herr kommt und sieht, dass er genau das tut! 47 Ich versichere euch: Sein Herr wird ihm die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen. 48 Falls sich aber jener schlechte Sklave jemals sagen sollte: ‚Mein Herr verspätet sich‘, 49 und er anfängt, die anderen Sklaven zu schlagen und mit den Gewohnheits­trinkern zu essen und zu trinken, 50 wird der Herr jenes Sklaven an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, 51 und ihn äußerst hart bestrafen und ihm seinen Platz bei den Heuchlern zuweisen. Dort wird er weinen und mit den Zähnen knirschen. (Matthäus 24,45-51, Neue Welt Übersetzung 2018)

Für Zeugen Jehovas ist klar, dass Jesus in diesem Gleichnis seinen in der Zeit des Endes lebenden Nachfolgern die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas als den Sklaven versprochen hat, der sie mit geistiger Nahrung versorgen würde.

In ihrer Publikation „Der Wille Jehovas: Wer lebt heute danach“ heißt es:

Jesus versprach hier einen „Sklaven“, der seine Nachfolger in der Zeit des Endes stetig mit geistiger Nahrung versorgen würde. Wer sollte das sein?

Es ist eine kleine Gruppe von Nachfolgern Jesu, die mit Gottes Geist gesalbt sind. Der „Sklave“ ist heute die leitende Körperschaft von Jehovas Zeugen. Er teilt zeitgemäße geistige Nahrung an seine Glaubensbrüder aus. Sie sind darauf angewiesen, dass „er ihnen immer zur richtigen Zeit ihr Maß an Nahrung gibt“ (Lukas 12:42).

Doch ist dieses Gleichnis überhaupt eine Ankündigung von irgendeiner Person oder Organisation?

Jesus ermahnt seine Jünger dazu, sich wie „Sklaven“ oder Diener zu verhalten, die in der Abwesenheit ihres Herrn die ihnen übertragene Verantwortung treu erfüllen sollen.

Zuerst schildert er das Verhalten eines treuen und verständigen Dieners, der seinen Auftrag gut erfüllt. Ab Vers 48 spricht Jesus über die andere Möglichkeit, nämlich die Verantwortung zu missbrauchen. Dafür droht die Strafe des ewigen Gerichts. (Das geht aus der Neue Welt Übersetzung nicht so klar hervor wie aus dem griechischen Text. Was die NWÜ mit „äußerst hart bestrafen“ umschreibt, heißt wörtlich „zweiteilen“. Nach dem „Zweiteilen“ wird er seinen Teil bei den Heuchlern haben. Sicher gibt es in einem Gleichnis eine dichterische Sprache. Man muss nicht annehmen, dass böse Menschen zweigeteilt werden. Doch kommt das „Bei den Heuchlern Sein“ erst nach dem durch das Zweiteilen ausgedrückten Tod. Das heißt, es geht um das ewige Gericht.)

Jesus spricht in dem Gleichnis über zwei Möglichkeiten, die seinen Nachfolgern offen stehen. Entweder Dienst in Treue oder Ungehorsam. Jesus erwähnt auch die Konsequenzen des jeweiligen Verhaltens. Keinesfalls geht es um die Ankündigung einer Organisation.

Man könnte einwenden, dass Jesus hier von solchen Jüngern spricht, die für andere Verantwortung tragen. Das stimmt. Aber im Grunde trägt, wenn auch in unterschiedlichem Maße, jeder Jünger Jesu für andere Verantwortung.

In der Parallele in Lukas 12,42-48 stellt dieses Gleichnis eine Antwort auf die Frage von Petrus dar:

Daraufhin fragte Petrus: „Herr, bringst du diesen Vergleich nur für uns oder für alle?“ (Lukas 12,41 NWÜ 2018)

Jesus hat diese Frage von Petrus nicht direkt beantwortet. Er hat eine Antwort gegeben, die Petrus und die übrigen Apostel dazu ermuntert hat, ihre Verantwortung für die anderen Jünger zu tragen. Aber zugleich gelten diese Worte für alle Jünger Jesu. Jeder muss die Verantwortung sehen und treu erfüllen, die ihm der Herr übertragen hat. Und für jeden gilt die Warnung vor dem Ungehorsam.

Da das Gleichnis Jesu keine Verheißung eines kommenden Sklaven ist, kann auch die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas nicht die Erfüllung dieser Verheißung darstellen. Überdies kann eine Organisation, die zentrale Lehren wie die göttliche Natur Jesu leugnet, in keiner Weise den Anspruch erheben, Diener oder „Sklave“ Jesu zu sein.

[…] damit alle den Sohn ehren, so wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch nicht den Vater, der ihn gesandt hat. (Johannes 5,23 NWÜ 2018)

 

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