13 Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung: dem Kaiser, weil er über allen steht, 14 den Statthaltern, weil sie von ihm entsandt sind, um die zu bestrafen, die Böses tun, und die auszuzeichnen, die Gutes tun! 15 Denn es ist der Wille Gottes, dass ihr durch eure guten Taten die Unwissenheit unverständiger Menschen zum Schweigen bringt. 16 Handelt als Freie, ohne die Freiheit als Deckmantel der Bosheit zu benutzen, sondern als Knechte Gottes! 17 Erweist allen Menschen Ehre, liebt die Brüder, fürchtet Gott und ehrt den Kaiser! (1 Petrus 2,13-17)
Als Petrus diese Worte schrieb, war Nero Kaiser. Allerdings war das noch vor der Christenverfolgung, in der auch Petrus sterben sollte.
Was bedeutet diese Unterwerfung unter „jede menschliche Ordnung“?
Zuerst ist festzuhalten, dass Petrus an Christen schreibt, an Menschen, die sich entschieden haben, Jesus Christus nachzufolgen. Ihr Herr ist Jesus, nicht eine vergängliche irdische Autorität.
In Vers 11 hat Petrus seine Leser darauf hingewiesen, dass sie in dieser Welt Fremde und Gäste sind. Die Heimat des Christen ist nicht in dieser vergänglichen Welt, sondern, wie Paulus es ausgedrückt hat, im Himmel:
Denn unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, […] (Philipper 3,20)
Deswegen zählen auch nicht die Grundsätze dieser Welt, sondern die Gebote Gottes. Darum ermahnt Petrus auch, nicht den irdischen Begierden nachzugeben. Ein rechtschaffenes Leben soll auch den Gegnern Gottes bezeugen, dass Gott in seinen Kindern am Wirken ist.
Petrus schreibt, dass die Unterwerfung unter die menschliche Ordnung um des Herrn willen geschehen soll. Wer Jesus und dadurch Gott als seinen Herrn hat, hat die innere Freiheit, sich auch den vergänglichen irdischen Autoritäten unterzuordnen. Ein Christ ist kein Anarchist. Auch eine sehr mangelhafte staatliche Ordnung ist immer noch besser als das Chaos. Gerade die staatliche Ordnung kann, wie es im Römischen Reich der Fall war, der Verbreitung des Evangeliums sehr förderlich sein. Wo man sich frei bewegen kann, nicht ständig um sein Leben fürchten muss, weil die Regierung für Recht und Ordnung sorgt, kann die Botschaft Gottes leichter weitergegeben werden als unter anarchischen Zuständen.
So steht es auch in Vers 14, dass die Statthalter die bestrafen sollen, die Böses tun, und die auszeichnen, die Gutes tun.
Gewiss gab es auch im Römischen Reich jede Menge Missbräuche der Autorität. Doch im Großen und Ganzen gab es einen Raum des Rechts, der auch der jungen Gemeinde förderlich war.
Doch die Frage ist, was geschieht, wenn die Obrigkeit sich anmaßt, etwas zu verlangen, was nicht dem Willen Gottes entspricht. Soll ich mich auch dann der „menschlichen Ordnung“ unterwerfen?
Petrus hat diese Frage in Apostelgeschichte 5,29 unmissverständlich beantwortet:
Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Man soll auf jeden Fall gründlich nach dem Willen Gottes suchen und nicht etwas leichtfertig zum Willen Gottes erklären, was nur den eigenen Vorstellungen entspricht. Doch wenn klar ist, was Gottes Wille ist, so ist immer Gott zu gehorchen und nicht dem Menschen. Wer Knecht Gottes ist, dient Gott als seinem Herrn. Gerade als Knecht Gottes ist er frei, wirklich frei, auch frei von der Sünde, für die er keinen frommen Deckmantel braucht.
Daraus erwächst auch die innere Freiheit, sich der Anmaßung gottfeindlicher Autoritäten zu widersetzen. Man kann den Kaiser (Präsidenten, Bundeskanzler …) ehren und ihm trotzdem in einem Punkt, wo er etwas gegen den Willen Gottes verlangt, den Gehorsam verweigern. Das Motiv ist nicht Rebellion oder Widerstand gegen eine staatliche Ordnung. Das Motiv ist Liebe zu Gott und zur Wahrheit, der Wunsch, das Gute zu tun und nicht das Böse.
Wer Gott fürchtet, ehrt den Kaiser, so wie er auch gehalten ist, aller Menschen zu ehren, aber er vergötzt ihn nicht. Er weiß, was dem Kaiser gehört, und was Gott.
Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! (Matthäus 22,21b)
Wir leben in einer anderen gesellschaftlichen Situation, als es zur Zeit von Petrus und der Urgemeinde war. Das damalige Staatsverständnis war das eines obrigkeitlichen Staats. Die Obrigkeit war vorgegeben. Man hatte sich ihr zu unterwerfen. Heute haben wir wenigstens theoretisch das Verständnis eines demokratischen Staates. Nicht das Staatsoberhaupt ist der Souverän, sondern das Volk, das die Regierung damit beauftragt, für das Wohl der Menschen zu sorgen. Auch wenn die Regierenden in ihrer Praxis dieser Theorie oft nicht folgen, so ist das zumindest die auch von ihnen theoretisch akzeptierte Vorstellung eines demokratischen Staats. Insofern hat in diesem Verständnis der Souverän – das Volk – nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung, seine von ihm beauftragten Diener – die Regierung – darauf hinzuweisen, wenn sie ihre Aufgabe nicht richtig erfüllen. Diesen Aspekt konnte Petrus zu seiner Zeit nicht vor Augen haben. Man soll sich aber nicht der Illusion hingeben, dass sich durch eine andere Regierung allzu viel zum Positiven ändern würde. In einer Gesellschaft, die sich nicht um Gott kümmert, werden notwendigerweise immer Menschen das Sagen haben, denen es nicht um Gottes Willen oder das Gute geht.
Wahren Frieden und wirkliche Gerechtigkeit wird es erst in der Vollendung bei Gott geben. Die Gemeinschaft der Gläubigen ist ein Vorgeschmack auf diese ewige Gerechtigkeit.
Was jetzt zu tun ist, schreibt Petrus in Kapitel 3:
10 Es heißt nämlich: Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede. 11 Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach.
(1 Petrus 3,10-11)
Das Meiden des Bösen bedeutet auch, Nein zu sagen, wenn die Obrigkeit das Tun des Bösen verlangt.