Unnütze Knechte?

7 Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? 8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. 9 Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? 10 So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
(Lukas 17,7-10)

Wie sind wir?

Mit den Worten dieses Gleichnisses will uns Jesus sagen, wie unsere Position vor Gott ist. Wenn wir alles getan haben, was uns Gott zu tun aufgetragen hat, gibt es nichts, worauf wir stolz sein könnten, dessen wir uns rühmen könnten. Wir können nicht mehr tun als unsere Schuldigkeit. Es gibt nichts Gutes, durch das wir vor Gott Verdienste erarbeiten könnten. Wie sollte das auch gehen? Alles, was wir sind und haben, haben wir empfangen. Wir haben nichts aus uns selbst. Wir verdanken uns selbst einzig und allein unserem Schöpfer. Mehr als ihm das zurückzugeben, was wir zuvor von ihm erhalten haben, können wir nicht.

Wenn wir das bedenken, bekommen wir die richtige Perspektive auf uns selbst und werden vor Stolz und Eigendünkel bewahrt. Es hilft uns, uns so zu sehen, wie wir sind. Denn es ist ja keineswegs so, dass wir immer unsere Schuldigkeit vor Gott tun. Es ist gut, darüber nachzudenken, welche Ziele uns wichtiger sind als der Wille Gottes. Wo geht es um meine Ehre, meine Karriere, meine Selbstverwirklichung? Wo arbeite ich wirklich am Feld meines Herrn? Wo geht es nicht doch um mich selbst? Wer ehrlich zu sich selbst ist, sieht, dass der Dienst an Gott oft nicht das ist, was ihn bestimmt. Diese Erkenntnis soll dazu führen, auch mit dem Versagen, der Sünde und der Schuld zu Gott zu kommen, ihn darum zu bitten, uns so zu verändern, dass wir fähig werden, seinen Willen zu tun, auf dem Feld des Herrn zu arbeiten.

Wie ist Gott?

Aus diesem Gleichnis könnte man den Eindruck gewinnen, dass Gott wie ein antiker Sklavenhalter ist, der seine Sklaven ausbeutet und nur im Sinn hat, sich von ihnen bedienen zu lassen. Nachdem sie ihm gedient haben, dürfen sie gnädigerweise auch selber etwas zu sich nehmen.

Jesus ging es in diesem Gleichnis nicht darum, etwas über Gott zu sagen, sondern über uns. Wir sollten unsere Position vor ihm erkennen.

Gerade wenn wir unsere Niedrigkeit vor Gott erkennen, sehen wir, dass Gott ganz anders ist als der Herr in diesem Gleichnis. Gott braucht unseren Dienst nicht. Wir können ihm nichts geben. Aber er hat uns alles gegeben. Weil wir alles von ihm haben, passt das Bild des Sklaven. Doch Gott will uns nicht als Sklaven haben, sondern als seine Kinder. Er möchte uns seine väterliche Liebe schenken.

Den Christen in Rom schrieb Paulus:

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! (Römer 8,15)

Er konnte ihnen so schreiben, weil sie ihre Stellung vor Gott erkannt haben, ihre Sünden gesehen und von ihnen umgekehrt sind. Sie haben Gott um Vergebung gebeten und haben sich von ihrem alten egoistischen Leben abgewandt. Sie sind Jesus gefolgt und wurden so zu Kindern Gottes.

Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. (Johannes 1,12-13)

Wichtig ist auch, was Jesus über sich selbst gesagt hat:

Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. (Markus 10,45)

Jesus hat das in einer Situation gesagt, wo es einigen seiner Jünger darum ging, eine hohe Position einzunehmen. Anders als unter den Ungläubigen soll es unter den Jüngern Jesu nicht darum gehen, groß zu sein, sondern zu dienen, so wie auch Jesus selbst gekommen ist, zu dienen.

Der Herr selbst wurde der größte Diener. In Lukas 12,36-37 hat Jesus sogar das Bild vom Diener und Herren umgedreht:

Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt, damit sie ihm sogleich öffnen, wenn er kommt und anklopft! Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen.

Der Herr selbst wird seinen Knechten dienen. Er hat das bereits im Kommen Jesu getan. Umso mehr soll das eine Motivation sein, ihm zu dienen, im Bewusstsein, dass wir ihm nichts geben können, was er uns nicht schon zuvor geschenkt hat.

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