Die Synagoge Satans

Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut; und doch bist du reich. Und ich kenne die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden; sie sind es aber nicht, sondern sind eine Synagoge des Satans. (Offenbarung 2,9)

Siehe, ich will veranlassen, dass solche aus der Synagoge des Satans, die sich als Juden ausgeben, es aber nicht sind, sondern lügen – siehe, ich werde sie dazu bringen, dass sie kommen und sich dir zu Füßen werfen und erkennen, dass ich dir meine Liebe zugewandt habe. (Offenbarung 3,9)

In zwei Sendschreiben der Offenbarung wird eine „Synagoge Satans“ erwähnt, von Leuten, „die sich als Juden ausgeben, es aber nicht sind“. Wer waren diese Leute? Geht es um die Juden insgesamt?

Im Schreiben an die Gemeinde von Smyrna wird diese Gemeinde bedrängt, arm und doch reich genannt. Sie mag materiell arm gewesen sein. Geistlich gesehen war sie durch ihr Leben aus dem Glauben reich. Von der „Synagoge Satans“ werden sie gelästert. In Vers 10 wird der Gemeinde eine Verfolgung angekündigt:

Fürchte dich nicht vor dem, was du noch erleiden musst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, um euch auf die Probe zu stellen, und ihr werdet in Bedrängnis sein, zehn Tage lang. Sei treu bis in den Tod; dann werde ich dir den Kranz des Lebens geben. (Offenbarung 2,10)

Wenn es ums Gefängnis geht, muss die Staatsmacht oder die Stadtregierung beteiligt sein. Die „Synagoge Satans“, bei der es sich um eine sich als Juden ausgebende religiöse Versammlung gehandelt hat, hatte nicht die Vollmacht, Menschen ins Gefängnis zu werfen. Hinter der staatlichen Autorität, die einige Christen ins Gefängnis werfen wird, steht der Teufel. Johannes sieht also denselben Feind Gottes, der in der „Synagoge Satans“ am Werk ist und der durch die staatliche Autorität Jünger Jesu ins Gefängnis wirft.

Der Unterschied besteht darin, dass die „Synagoge Satans“ gegen die Gemeinde lästert, die vom Teufel als Werkzeug verwendete Staatsmacht aber aktiv gegen die Gemeinde vorgeht. Sollen wir annehmen, dass die „Synagoge Satans“ einen gewissen Einfluss auf die Stadtregierung von Smyrna nehmen konnte?

Mich hat das an eine Situation in der Stadt Thessalonich erinnert:

5 Die Juden wurden eifersüchtig, holten sich einige nichtsnutzige Männer, die sich auf dem Markt herumtrieben, wiegelten mit ihrer Hilfe das Volk auf und brachten die Stadt in Aufruhr. Sie zogen zum Haus des Jason und wollten die beiden (Paulus und Silas) vor das Volk führen. 6 Sie fanden sie aber nicht. Daher schleppten sie den Jason und einige Brüder vor die Stadtpräfekten und schrien: Diese Leute, die schon die ganze Welt in Aufruhr gebracht haben, sind jetzt auch hier 7 und Jason hat sie aufgenommen. Sie alle verstoßen gegen die Gesetze des Kaisers; denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus. 8 So brachten sie die Menge und die Stadtpräfekten, die das hörten, in Erregung. (Apostelgeschichte 17,5-8)

In diesem Fall ging die Sache noch relativ glimpflich aus:

9 Diese nahmen von Jason und den anderen eine Bürgschaft und ließen sie frei. 10 Die Brüder schickten noch in der Nacht Paulus und Silas weiter nach Beröa. (Apostelgeschichte 17,9-10a)

Die Führer der örtlichen Synagoge waren durch den missionarischen Erfolg von Paulus (Apostelgeschichte 17,2-4) auf diesen nicht gut zu sprechen und taten alles in ihrer Macht stehende, um gegen ihn und die junge Christengemeinde anzukämpfen. So haben sie auch Hilfe bei den Stadtpräfekten gesucht. Sie sind Paulus sogar bis nach Beröa nachgereist, um auch dort gegen sein Werk anzukämpfen (Apostelgeschichte 17,13).

Vor diesem Hintergrund versteht man auch die scharfen Worte von Paulus in 1 Thessalonicher 2,14-16. Mehr zu dieser Stelle gibt es in diesem Beitrag.

Man könnte annehmen, dass die Situation in Smyrna ähnlich war. Die Synagogenvorsteher sahen in der christlichen Gemeinde eine Konkurrenz, die die „Gottesfürchtigen“ (Heiden, die den Glauben an den einen Gott Israels übernommen hatten, aber noch keine Juden mit allen Verpflichtungen geworden waren) von ihnen wegzog. Darum haben sie gegen die Gemeinde gelästert und in Folge sogar die Gemeinde vor der Stadtregierung angeklagt. Das sollte zu einer Verfolgung führen, bei der einige Christen ins Gefängnis kamen.

Dieser aktive Kampf gegen die Gemeinde des Messias, den sie selber abgelehnt hatten, führte zu diesen scharfen Ausdrücken im Sendschreiben. Weil sie bewusst gegen den Messias und seine Gemeinde kämpfen, haben sie sich in den Dienst Satans gestellt, auch wenn sie selber das nicht so gesehen haben. Sie haben dadurch auch das Ziel des Judentums verraten. Das Volk Israel sollte nach Gottes Plan das Kommen des Messias vorbereiten. Als der Messias gekommen ist, hat ihn die Mehrheit seines Volkes aber nicht angenommen. Eine besondere Verantwortung trugen die Führer des Volkes. Einerseits die Führer zur Zeit Jesu, andererseits auch die Führer örtlicher Synagogen, wenn sie den Messias nicht nur abgelehnt haben, sondern auch aktiv gegen seine Jünger gekämpft haben.

Auch Jesus hat während seines irdischen Dienstes scharfe Worte gegen die jüdischen Führer gefunden:

Ihr habt den Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge. (Johannes 8,44)

Das ist kein Wort gegen die Juden insgesamt, sondern gegen die konkreten Führer, die sich gegen Jesus gestellt haben.

Eine ähnliche Erfahrung sollten auch die Jünger in Smyrna machen. Darum finden wir im Sendschreiben an diese Gemeinde diese harten Worte.

Auch im Schreiben an die Gemeinde von Philadelphia wird die „Synagoge Satans“ erwähnt. Hier ist aber keine Verfolgung ausdrücklich erwähnt. Es heißt vielmehr, dass sie sich der Gemeinde zu Füßen werfen werden und erkennen werden, dass Jesus ihr seine Liebe zugewandt hat. Das wird man wohl so verstehen müssen, dass sie sich der Gemeinde anschließen werden, weil sie Jesus als den Messias erkennen werden.

Warum werden sie dann eine „Synagoge Satans“ genannt? Wir kennen leider die Hintergründe nicht, die sowohl der Gemeinde von Philadelphia als auch Johannes bekannt waren. Es ist aber möglich, dass auch in Philadelphia die jüdische Synagoge zuerst ein sehr hartes Vorgehen gegen die Gemeinde gewählt hat.

In Offenbarung 3,8b heißt es:

Du hast nur geringe Kraft und dennoch hast du an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet.

Und in 3,10a:

Du hast mein Gebot bewahrt, standhaft zu bleiben.

Diese Formulierungen deuten an, dass die Gemeinde von Philadelphia schon eine schwere Zeit durchgemacht hat. Die Geschwister haben trotz ihrer „geringen Kraft“ am Wort Jesu festgehalten und seinen Namen nicht verleugnet. Sie sind standhaft geblieben.

Diese Standhaftigkeit trotz aller Anfeindungen war vielleicht der Punkt, der nicht ohne Wirkung auf die „Synagoge des Satans“ bleiben sollte. Darum würden sie sich vor der Gemeinde „niederwerfen“, d. h., die Gemeinde als das wahre Volk Gottes anerkennen.

Ich denke, dass man den beiden Stellen aus der Offenbarung nicht entnehmen kann, alle Juden als „Synagoge Satans“ zu bezeichnen. Es ging um konkrete Gruppen der damaligen Zeit.

Paulus hat die geistliche Situation der Juden, die Jesus nicht als Messias anerkennen, so beschrieben:

Vom Evangelium her gesehen sind sie Feinde, und das um euretwillen; von ihrer Erwählung her gesehen aber sind sie Geliebte, und das um der Väter willen. (Römer 11,28)

Auch für die Juden gibt es ebenso wie für alle anderen Menschen nur einen Weg zum Heil: Jesus Christus.

So hat es Petrus vor dem Hohen Rat in Jerusalem gesagt:

11 Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. 12 Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen. (Apostelgeschichte 4,11-12)

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