3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. 4 Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. 5 Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, […] 11 In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen beschließt; 12 wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben. (Epheser 1,3-5.11-12)
Schreibt Paulus hier darüber, dass manche, nämlich die Christen, für den Himmel vorherbestimmt sind, was, wenn auch in diesen Versen nicht thematisiert, bedeutet, dass Gott auch manche zum ewigen Verderben bestimmt hat?
Paulus beginnt den Brief nach dem einleitenden Segenswunsch mit einem Lobpreis auf den Heilsplan Gottes (Verse 3-14). Paulus hat, wie auch in anderen Briefen, die Gnade Gottes hervorgehoben. Die in Jesus Christus geschenkte Erlösung ist reine Gnade. Kein Mensch hat sie verdient. Gottes Liebesplan ist ewig. Es gab ihn schon vor der Grundlegung der Welt.
Es geht nicht darum, dass die Erwählten oder die Vorherbestimmten so besonders wären. Paulus hat den Weg der Erlösung in Christus betont.
Der in Vers 3 genannte Segen ist durch die Gemeinschaft mit Christus (wörtlich: in Christus) geschenkt. Die Erwählung in Vers 4 geschah in ihm, in Christus. Er hat die Seinen dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne zu werden (Vers 5). Die Vorherbestimmung zum Erbe (Vers 11) und zum Lob seiner Herrlichkeit (Vers 12) geschah in ihm.
Das Thema ist nicht, dass Gott vorherbestimmt hätte, wer in Christus sein würde, sondern dass Gott den Heilsplan vorherbestimmt hat. In der Gemeinschaft mit Jesus Christus, im Glauben an ihn, gießt Gott seinen Segen aus, schenkt er die Sohnschaft und die Teilhabe am Erbe.
Paulus schreibt auch, was das Ziel dieser Erwählung und Vorherbestimmung ist:
[…] damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. (Vers 4b)
Es ist daher auch möglich, dieser Bestimmung untreu zu werden. Wenn jemand Christ wird und sich auf den Weg der Nachfolge Jesu begibt, dann aber die Sünde dem Weg der Heiligung vorzieht, erreicht er das Ziel nicht, zu dem er bestimmt worden ist. Deswegen finden wir weiter hinten im Brief auch ernsthafte Warnungen:
3 Von Unzucht aber und Unreinheit jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein. 4 Auch Sittenlosigkeit und albernes oder zweideutiges Geschwätz schicken sich nicht für euch, sondern vielmehr Dankbarkeit. 5 Denn das sollt ihr wissen: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch – das heißt kein Götzendiener – erhält ein Erbteil im Reich Christi und Gottes. 6 Niemand täusche euch mit leeren Worten: All das nämlich zieht auf die Ungehorsamen den Zorn Gottes herab. (Epheser 5,3-6)
Hätte Paulus es nicht für möglich gehalten, dass manche seiner Brüder, die in Christus vor Grundlegung der Welt dazu erwählt worden sind, heilig und untadelig vor ihm zu leben, durch Sünden wieder das Erbteil im Reich Christi und Gottes, zu dem sie nach Epheser 1,11 doch vorherbestimmt waren, zu verlieren, hätte er diese Warnung nicht so formuliert.
Es ist die Bestimmung jedes Christen, heilig und untadelig zu leben. Es ist seine freie Entscheidung, ob er dieser Bestimmung treu bleibt oder ob er nicht doch wieder die Sünde wählt.
Paulus hat wohl auch deswegen die Größe der Gnade Gottes und seines Heilsweges in Jesus Christus so sehr betont, damit er seinen Lesern vor Augen stellen konnte, wie unendlich groß das Geschenk Gottes ist. Sie sollten diese herrliche Gabe nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Denn seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten. (Epheser 2,10)
Wenn es in Epheser 1 um den Heilsplan in Jesus Christus geht, den Gott schon seit aller Ewigkeit vorherbestimmt hat, bedeutet das nicht, dass Gott manche zum Heil und manche zum Unheil bestimmt hat.
Jesus hat gesagt, dass er nach seiner Erhöhung alle zu sich ziehen wird.
Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. (Johannes 12,32)
Es könnten alle Menschen durch Jesus Christus gerettet werden. Doch wer sich nicht von ihm ziehen lässt, erfährt dieses Geschenk nicht.
Auch Paulus hat im 1. Timotheusbrief festgehalten, was Gottes Wille für alle Menschen ist:
Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. (1 Timotheus 2,4)
Aufgrund dieser klaren Worte ist es nicht möglich, Epheser 1 im Sinne der Prädestinationslehre zu verstehen.
Diese Verse sind eine Aufforderung zum Lobpreis für Gottes Erlösungsplan in Jesus Christus und zu einem Leben, das diesem Plan entspricht, zu einem heiligen und untadeligen Leben.