Der Quell des lebendigen Wassers

Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten. (Jeremia 2,13)

Mit diesen Worten hat Gott durch seinen Propheten Jeremia das Volk Israel für seinen Götzendienst kritisiert.

In Vers 11 sagte er:

Hat je ein Volk seine Götter gewechselt? Dabei sind es gar keine Götter. Mein Volk aber hat seinen Ruhm gegen unnütze Götzen vertauscht.

Mit dem „Ruhm“ oder der „Herrlichkeit“ (כָּבוֹד / kābôd) Israels ist sein Gott gemeint (vergleiche Psalm 106,20). Dieser Ruhm wurde gegen unnütze Götzen getauscht. Sie haben Gott, den Quell lebendigen Wassers, verlassen, um sich Zisternen zu graben. Zisternen waren Gruben, die angelegt wurden, um das Regenwasser zu sammeln. Sie beinhalten keine Quelle. Eine Zisterne mit Rissen konnte nicht einmal das gesammelte Wasser halten.

Die Zisternen sind ein passendes Bild für die Götzen und für jede von Menschen gemachte Religion. Sie können nicht nur kein Leben geben, sie können nicht einmal das, was der Mensch an eigener Kraft in sie investiert hat, halten.

Im Gegensatz zu den toten Götzen ist Gott der Quell des lebendigen Wassers.

Dasselbe Bild für Gott finden wir bei Jeremia nochmals in 17,13:

Du Hoffnung Israels, HERR! Alle, die dich verlassen, werden zuschanden. Die sich von mir abwenden, werden in den Staub geschrieben, denn sie haben den HERRN verlassen, den Quell lebendigen Wassers.

Auch Psalm 36,10 passt dazu:

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.

Im Neuen Testament greift Jesus dieses Bild auf und bezieht es auf sich. In Johannes 4 lesen wir ein Gespräch zwischen Jesus und einer samaritanischen Frau.

10 Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. 11 Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? 12 Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden? 13 Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; 14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.

Die Frau verstand zuerst unter dem Begriff „lebendiges Wasser“ Quellwasser, das im Gegensatz zum Zisternenwasser nicht abgestanden war. Aber Jesus wies sie darauf hin, dass das Wasser, das er gibt, eine andere Art von Wasser ist. Das Wasser, das Jesus gibt, stillt den Durst des Menschen nach ewigem Leben, nach einem Leben, das von der Freude in Gott erfüllt ist, dem auch der leibliche Tod keine Grenze setzen kann.

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Johannes 10,10b)

Auch wenn Jesus sich nicht wörtlich „Quell des lebendigen Wassers“ nennt, so sagt er über sich selbst das, was Jeremia über Gott gesagt hat. Jesus ist der, der lebendiges Wasser gibt. Dazu passt Johannes 5,26:

Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben.

Kraft seiner ewigen Sohnschaft ist es dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Aber er hat es in sich. Im einzigen göttlichen Wesen seit Ewigkeit mit dem Vater verbunden, ist der Sohn in gleicher Weise Quell des Lebens wie der Vater.

Wer sich im Glauben für das von Jesus kommende lebendige Wasser öffnet, in dem wird selbst wieder ein Quell entspringen. Das von Jesus empfangene Leben fließt weiter. Auch wenn hier nicht direkt gesagt ist, dass dieser Quell für andere da ist, legt sich das nahe. Wer den Sinn seines Lebens in Jesus gefunden hat, will, dass auch andere das Leben finden.

Das Gespräch in Johannes 4 setzte sich fort:

15 Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen! 16 Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her! 17 Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. 18 Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. (Johannes 4,15-18)

Als Antwort auf die Bitte der Frau nach dem Wasser Jesu fordert er sie auf, mit ihrem Mann zu kommen. Dadurch wird das Elend im Leben dieser Frau aufgedeckt, die Sünde, die bereinigt werden muss, bevor sie das Wasser des Lebens trinken kann. Das Leben, das Jesus gibt, ist ein Geschenk, das man sich nicht erarbeiten kann. Aber es setzt die Umkehr von den Sünden voraus.

Die Zeitgenossen Jeremias haben den Quell des lebendigen Wassers wegen ihrer Götzen verlassen. Um wieder zum Lebensquell zurückzukommen, müssen die Götzen verlassen werden. Das war zur Zeit Jeremias so und ist auch heute noch so. Aber jeder, der das Leben sucht, wird es finden. Er findet es in Jesus.

Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. (1 Johannes 5,12)

 

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