Mehr als alles hüte dein Herz!

Mehr als alles hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. (Sprichwörter 4,23)

Dieses Wort aus dem alttestamentlichen Buch der Sprichwörter weist uns auf die Prioritäten hin, die wir im Leben zu setzen haben.

Mit dem „Herz“ ist hier nicht das Organ gemeint, das das Blut durch unseren Körper pumpt und so wesentlich zu unserem Leben beiträgt. Natürlich sollten wir durch einen gesunden Lebensstil auch auf unser Herz achten, damit es seine Funktion gut und lange erfüllen kann.

Die Elberfelder Studienbibel nennt das Herz die Personmitte eines Menschen.

Vom Herz gehen die seelischen Regungen aus wie Schmerz, Trauer, Freude, Angst, Verzweiflung, Mut, Tapferkeit, Hochmut, Bosheit, sowohl Ablehnung, Verachtung als auch Vertrauen, Zuneigung. Daneben stehen die geistigen Funktionen des Herzens: Erkenntnis, Wiedererkennen, Erinnerung. Das Herz ist das Organ der Einsicht und der Weisheit, oder aber, wenn diese fehlen, der Dummheit. Das Herz ist der Sitz des Willens, des Urteilens, der Entscheidungen, der Verantwortung und des Gewissens, aber auch der unausgesprochenen Gedanken. Auch der Traum, der das verborgene Innere des Menschen sichtbar macht, spielt sich im Herzen ab. Das Herz umfasst somit sämtliche Bereiche des menschlichen Inneren, auch die unergründlichen.

Vor diesem Hintergrund des biblischen Verständnisses des Herzens wird die Mahnung, das Herz mehr als alles zu hüten, verständlich. In unserem Herzen fallen die Entscheidungen, die unser Leben bestimmen. Darum ist es von höchster Dringlichkeit, die Mitte unserer Person zu behüten und zu bewahren.

Wenn es im zweiten Teil des Verses heißt, dass vom Herzen das Leben ausgeht, so ist klar, dass die Erstursache des Lebens nur Gott sein kann.

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht. (Psalm 36,10)

Doch durch die Entscheidungen unseres Herzens öffnen oder verschließen wir uns für das Leben, das uns Gott schenken will.

Um zu verstehen, was das Hüten des Herzens bedeutet, hilft ein Blick auf den Zusammenhang des Kapitels.

20 Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr meiner Rede zu! 21 Lass sie nicht aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen! 22 Denn Leben bringen sie dem, der sie findet, und Gesundheit seinem ganzen Leib. 23 Mehr als alles hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. 24 Vermeide alle Falschheit des Mundes und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern! 25 Deine Augen sollen geradeaus schauen und deine Blicke richte nach vorn! 26 Ebne die Straße für deinen Fuß und alle deine Wege seien geordnet. 27 Bieg nicht ab, weder rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück! (Sprichwörter 4,20-27)

Die Worte sind die Worte eines Vaters an seinen Sohn oder auch eines Weisheitslehrers an seinen Schüler. Im Grunde geht es aber darum, dass der Vater oder Lehrer die Worte Gottes lehrt. Das Wort Gottes soll uns beständig vor Augen stehen. Sie sollen im Herzen bewahrt werden, d. h. unser Denken bestimmen.

Wie liebe ich dein Gesetz! Es ist mein Nachdenken den ganzen Tag. (Psalm 119,97, Elberfelder)

Nach Vers 22 wirkt sich das auch auf die Gesundheit des Leibes aus. Wenn Gott und sein Wort den Mittelpunkt des Lebens bilden, kommt mehr Ruhe ins Leben. Man steht der Hektik und dem Stress des Alltags anders gegenüber. Ich muss mich nicht selbst bestätigen. Die Verankerung in Gott schenkt auch mehr Distanz zu den Dingen dieser Welt. Wir sollen ja unser Herz mehr als alles behüten, nicht unseren irdischen Besitz, das Geld, das von der Inflation aufgefressen wird. Allzuleicht ersticken Sorgen, Reichtum und die Genüsse des Lebens den Samen, den Gott uns ins Herz gelegt hat (vergleiche Lukas 8,14).

In Vers 24 geht es um unser Reden. Es soll klar und ehrlich sein. Im Herzen sollen keine versteckten Pläne sein, die zu Unehrlichkeit führen.

Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen. (Matthäus 5,37)

Unser Reden soll vom Ziel, das uns Gott schenkt, bestimmt sein. Wenn die Wahrheit Gottes unser Denken und Wollen bestimmt, dann wirkt sich das auf unser Reden aus.

Diese Zielgerichtetheit soll nach Vers 25 auch unsere Blicke bestimmen. Mit unseren Blicken bestimmen wir, was wir in unser Herz hereinlassen, was unser Denken bestimmt und erfüllt. Deswegen hat Jesus z. B. gesagt, dass der Ehebruch bereits in den Blicken beginnt (Matthäus 5,28).

22 Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Leib hell sein. 23 Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein! (Matthäus 6,22-23)

Wenn wir durch unser Auge das Licht, das Gute in uns hereinlassen, wird der ganze Leib hell. Unser Leben wird vom Guten erfüllt. Lassen wir durch ein „krankes“ Auge die Finsternis, das Böse ins Leben, wird unser ganzes Wesen von der Finsternis bestimmt. Darum soll Gott die „Augen des Herzens“ erleuchten.

Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt. (Epheser 1,18)

Meine Augen schauen stets auf den HERRN; denn er befreit meine Füße aus dem Netz. (Psalm 25,15)

Auch die Verse 25 und 26 sprechen die Zielgerichtetheit an, die das Leben bestimmen soll. Die Straße soll eben sein, die Wege geordnet. Alles Krumme und Holprige soll verschwinden. Was wir als sündhaft erkennen und unseren Weg in eine falsche Richtung lenkt, muss weg. Auf geradem Weg sollen wir nicht von dem abweichen, was Gott uns in seinem Wort lehrt. Das Gute vor Augen werden wir davor bewahrt, den Fuß auf den Weg des Bösen zu setzen.

Zur Weisheit gehört auch das Bewusstsein, dass wir diesen Weg nur in der Abhängigkeit von Gott gehen können. Das Herz behüten heißt es Gott anzuvertrauen, mit der Bitte, es zu reinigen, denn nur mit einem reinen Herzen können wir Gott schauen.

Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. (Matthäus 5,8)

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