In der Bibel lesen wir über das Auftreten von Mose und Aaron vor dem Pharao:
10 Als Mose und Aaron zum Pharao kamen, taten sie, was ihnen der HERR aufgetragen hatte: Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und seine Diener hin und er wurde zu einer Schlange. 11 Da rief auch der Pharao Weise und Beschwörungspriester und sie, die Wahrsager der Ägypter, taten mit Hilfe ihrer Zauberkunst das Gleiche: 12 Jeder warf seinen Stab hin und die Stäbe wurden zu Schlangen. Doch Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. 13 Das Herz des Pharao aber blieb hart und er hörte nicht auf sie. So hatte es der HERR vorausgesagt. (Exodus 7,10-13)
Es soll hier nicht darum gehen, wie dieses Wunderzeichen zu erklären ist, sondern darum, wie der Koran diese Szene und vor allem das Verhalten der Wahrsager oder Zauberer wiedergibt. Ich habe drei Texte gefunden.
103 Hierauf schickten Wir nach ihnen Mūsā mit Unseren Zeichen zu Firʿaun und seiner führenden Schar, doch sie handelten unrecht an ihnen. Schau nur, wie das Ende der Unheilstifter war! 104 Mūsā sagte: „O Firʿaun, gewiß, ich bin ein Gesandter vom Herrn der Weltenbewohner, 105 bestrebt, über Allah nur die Wahrheit zu sagen. Ich bin doch mit einem klaren Beweis von eurem Herrn zu euch gekommen. So lasse die Kinder Isrāʾīls mit mir gehen!“ 106 Er sagte: „Wenn du mit einem Zeichen gekommen bist, dann bringe es her, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst.“ 107 Er warf seinen Stock hin, und sogleich war er eine deutliche Schlange. 108 Und er zog seine Hand heraus, da war sie weiß für die Betrachter. 109 Die führende Schar aus dem Volk Firʿauns sagte: „Dieser ist fürwahr ein kenntnisreicher Zauberer, 110 der euch aus eurem Land vertreiben will. Was befehlt ihr nun?“ 111 Sie sagten: „Stelle ihn und seinen Bruder zurück, und sende in die Städte (Boten), die (die Leute) versammeln, 112 damit sie dir jeden kenntnisreichen Zauberer herbeibringen.“ 113 Und die Zauberer kamen zu Firʿaun. Sie sagten: „Wir bekommen doch sicher Lohn, wenn wir es sind, die siegen?“ 114 Er sagte: „Ja. Und ihr werdet fürwahr zu den Nahegestellten gehören.“ 115 Sie sagten: „O Mūsā, entweder wirfst du oder wir sind es, die (zuerst) werfen.“ 116 Er sagte: „Werft (ihr zuerst)!“ Als sie nun warfen, bezauberten sie die Augen der Menschen und flößten ihnen Furcht ein, und sie brachten einen gewaltigen Zauber vor. 117 Und Wir gaben Mūsā ein: „Wirf deinen Stock hin!“ Da verschlang er sogleich, was sie vortäuschten. 118 So bestätigte sich die Wahrheit, und zunichte wurde das, was sie taten. 119 Sie wurden dort besiegt und kehrten geringgeachtet zurück. 120 Und die Zauberer warfen sich ehrerbietig nieder. 121 Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn der Weltenbewohner, 122 den Herrn von Mūsā und Hārūn.“ 123 Firʿaun sagte: „Ihr glaubt an Ihn, bevor ich es euch erlaube? Das sind wahrlich Ränke, die ihr in der Stadt geschmiedet habt, um ihre Bewohner daraus zu vertreiben. Aber ihr werdet (es noch) erfahren. 124 Ich werde ganz gewiß eure Hände und eure Füße wechselseitig abhacken und euch hierauf ganz gewiß allesamt kreuzigen (lassen).“ 125 Sie sagten: „Wir werden gewiß zu unserem Herrn zurückkehren! 126 Du grollst uns ja nur (darum), daß wir an die Zeichen unseres Herrn glaubten, als sie zu uns kamen. Unser Herr, überschütte uns mit Standhaftigkeit und berufe uns ab als (Dir) Ergebene!“ (Sure 7,103-126)
65 Sie sagten: „O Mūsā, entweder wirfst du, oder wir werden es sein, die zuerst werfen.“ 66 Er sagte: „Nein! Vielmehr werft ihr (zuerst).“ Und sogleich kamen ihm ihre Stricke und Stöcke durch ihre Zauberei so vor, als ob sie sich rasch bewegten. 67 Und er, Mūsā, empfand Furcht in seiner Seele. 68 Wir sagten: „Fürchte dich nicht; du, ja gewiß du, wirst die Oberhand gewinnen. 69 Wirf hin, was in deiner Rechten ist, so verschlingt es das, was sie gemacht haben. Was sie gemacht haben, ist nur die List eines Zauberers, und dem Zauberer wird es nicht wohl ergehen, wohin er auch kommen mag.“ 70 Da warfen sich die Zauberer ehrerbietig nieder. Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn Hārūns und Mūsās.“ 71 Er (Firʿaun) sagte: „Ihr glaubt an ihn, bevor ich es euch erlaube? Er ist wahrlich euer Ältester, der euch die Zauberei gelehrt hat. So werde ich ganz gewiß eure Hände und eure Füße wechselseitig abhacken und euch ganz gewiß an Palmstämmen kreuzigen (lassen). Und ihr werdet ganz gewiß erfahren, wer von uns strenger im Strafen und beständiger ist.“ 72 Sie sagten: „Wir werden dich nicht dem vorziehen, was an klaren Beweisen zu uns gekommen ist, und (vor) Demjenigen, Der uns erschaffen hat. So entscheide, was du entscheiden magst; du entscheidest nur über dieses irdische Leben. 73 Wir glauben an unseren Herrn, damit Er uns unsere Verfehlungen vergebe und (auch) die Zauberei, zu der du uns gezwungen hast. Allah ist besser und beständiger.“ (Sure 20,65-73)
38 So wurden die Zauberer auf die festgesetzte Zeit eines (wohl)bekannten Tages versammelt. 39 Und es wurde zu den Menschen gesagt: „Werdet (auch) ihr euch nun wohl versammeln? 40 Vielleicht werden wir den Zauberern folgen, wenn sie es sind, die siegen.“ 41 Als die Zauberer kamen, sagten sie zu Firʿaun: „Wir bekommen doch sicher einen Lohn, wenn wir es sind, die siegen?“ 42 Er sagte: „Ja. Und ihr werdet dann also fürwahr zu den Nahegestellten gehören.“ 43 Mūsā sagte zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt!“ 44 Da warfen sie ihre Stricke und Stöcke hin und sagten: „Bei der Macht Firʿauns, wir werden ganz gewiß Sieger sein.“ 45 So warf Mūsā seinen Stock hin, und da verschlang er sogleich, was sie vortäuschten. 46 Da warfen sich die Zauberer ehrerbietig nieder. 47 Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn der Weltenbewohner, 48 den Herrn von Mūsā und Hārūn.“ 49 Er (Firʿaun) sagte: „Ihr glaubt ihm, bevor ich es euch erlaube? Er ist wahrlich euer Ältester, der euch die Zauberei gelehrt hat. Ihr werdet (es) wahrlich erfahren. Ganz gewiß werde ich eure Hände und eure Füße wechselseitig abhacken und euch allesamt ganz gewiß kreuzigen (lassen).“ 50 Sie sagten: „Kein Schaden! Wir werden ganz gewiß zu unserem Herrn zurückkehren. 51 Wir erhoffen ja, daß unser Herr uns unsere Verfehlungen vergebe dafür, daß wir die ersten (der) Gläubigen sind.“ (Sure 26,38-51)
Was im biblischen Text relativ kurz dargestellt wurde, hat der Koran viel detaillierter erzählt. Die beiden Abschnitte aus Sure 20 und 26 sind noch etwas länger. Ich habe die einleitenden Verse weggelassen.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Schilderung in Exodus und der im Koran liegt in der Bekehrung der Zauberer. Man könnte meinen, dass diese Bekehrung in der Bibel einfach nicht erwähnt wird, Allah sie aber Mohammed offenbart hat.
Doch diese einfache Lösung funktioniert nicht. In der biblischen Darstellung treten die Zauberer oder Wahrsager auch später noch auf:
Doch die Wahrsager der Ägypter taten mit Hilfe ihrer Zauberkunst das Gleiche. Das Herz des Pharao blieb hart und er hörte nicht auf sie. So hatte es der HERR vorausgesagt. (Exodus 7,22)
Doch die Wahrsager taten mit Hilfe ihrer Zauberkunst das Gleiche und ließen die Frösche über das Land Ägypten kommen. (Exodus 8,3)
14 Die Wahrsager versuchten mit Hilfe ihrer Zauberkunst ebenfalls Stechmücken hervorzubringen, konnten es aber nicht. Die Stechmücken saßen auf Mensch und Vieh. 15 Da sagten die Wahrsager zum Pharao: Das ist der Finger Gottes. Doch das Herz des Pharao blieb hart und er hörte nicht auf sie. So hatte es der HERR vorausgesagt. (Exodus 8,14-15)
Die Wahrsager konnten wegen der Geschwüre Mose nicht gegenübertreten, sie waren wie alle Ägypter von Geschwüren befallen. (Exodus 9,11)
Man könnte das Eingeständnis der Wahrsager in Exodus 8,15 „Das ist der Finger Gottes“ vielleicht als Bekehrung interpretieren. Doch zeigt Exodus 9,11, dass sie auch danach noch im Dienst des Pharaos standen, doch wegen der Geschwüre nicht mehr auftreten konnten.
Nach der Darstellung des Korans haben sich die Zauberer schon bei ihrer ersten Begegnung mit Mose bekehrt und sich zum Gott Moses und Aarons bekannt. Sie hätten später nicht mehr als Gegenspieler Moses auftreten können.
Es wäre höchst erstaunlich, wenn die Bekehrung der Gegner Moses und Aarons in der Bibel verschwiegen worden wäre. Hätte doch gerade das einen großen Sieg der Wahrheit über die Lüge bedeutet.
Es fällt außerdem auf, dass der Pharao den Zauberern angedroht hat, ihre Hände und Füße wechselseitig abzuhacken und sie zu kreuzigen. Hier ist dem Autor dieser Stellen ein offenkundiger Anachronismus unterlaufen. Die grausame Strafe der Kreuzigung war im Ägypten des 2. vorchristlichen Jahrtausends nicht bekannt. Derselbe Anachronismus kommt auch in der Josefsgeschichte in Sure 12,41 vor, wo in der biblischen Parallele in Genesis 40,19 vom Aufhängen an einem Baum die Rede ist. Das könnte man auch als Kreuzigung verstehen, genauso aber auch auf einem Galgen. Möglich wäre auch ein Aufhängen des Leichnams nach vorheriger Exekution. Im Koran werden beide grausamen Strafen (Abhacken der Hände und Füße und Kreuzigung) jedoch als gottgewollte Strafe gefordert.
Der Lohn derjenigen, die Krieg führen gegen Allah und Seinen Gesandten und sich bemühen, auf der Erde Unheil zu stiften, ist indessen (der), daß sie allesamt getötet oder gekreuzigt werden, oder daß ihnen Hände und Füße wechselseitig abgehackt werden, oder daß sie aus dem Land verbannt werden. Das ist für sie eine Schande im Diesseits, und im Jenseits gibt es für sie gewaltige Strafe. (Sure 5,33)
Hier hat der Autor des Korans die Brutalität seiner eigenen Zeit, die er Allah in den Mund gelegt hat, ins alte Ägypten projiziert. Einem geschichtlich nicht informierten Menschen kann ein Anachronismus sehr leicht passieren. Doch wenn der Koran das reine Wort des ewigen und allwissenden Gottes sein soll, dürfen derartige Fehler nicht vorkommen.
Es wäre natürlich gut gewesen, wenn sich die Zauberer bekehrt hätten. Doch spricht der biblische Befund dagegen. Der Koran erweist sich wieder einmal fehlerhaft. Dieses Buch ist Menschenwerk, nicht das Wort Gottes.