Musste Jesus den Gehorsam lernen?

8 Obwohl er der Sohn war, hat er durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt; 9 zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden. (Hebräer 5,8-9)

Wenn jemand „Gehorsam lernt“, gehen wir in der Regel davon aus, dass jemand zuerst ungehorsam war und sich dann vielleicht, als er die Konsequenzen seines Ungehorsams erleben musste, zum Weg des Gehorsams entschloss.

Hierbei ist vorausgesetzt, dass es um Gehorsam einer Autorität gegenüber geht, die den Gehorsam verdient. Es geht nicht um Gehorsam um des Gehorsams willen. Manche Personen oder Institution erwarten oder verlangen Gehorsam, obwohl sie diesen Gehorsam nicht verdienen.

Petrus und die Apostel antworteten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5,29)

Im Hebräerbrief geht es um Gehorsam Gott gegenüber, der als Einziger absolut vertrauenswürdig ist und daher unseren Gehorsam erwarten kann.

Jesus, von dem der Hebräerbrief sagt, dass er zwar versucht wurde, aber nie gesündigt hat (Hebräer 4,15), war demzufolge als Mensch seinem himmlischen Vater immer vollkommen gehorsam. Musste er dennoch Gehorsam lernen?

Bei Jesus war das Lernen des Gehorsams nicht ein Schritt vom Ungehorsam zum Gehorsam, so wie es Paulus im Römerbrief über Menschen ausdrückt, die Christen geworden sind:

17 Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde, seid jedoch von Herzen der Gestalt der Lehre gehorsam geworden, an die ihr übergeben wurdet. 18 Ihr wurdet aus der Macht der Sünde befreit und seid zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden. (Römer 6,17-18)

Jesus war niemals ein Sklave der Sünde. Aber er ist gekommen, um uns von der Sklaverei der Sünde zu befreien (Johannes 8,36).

In seiner Menschwerdung ist Jesus in eine Welt gekommen, die vom Ungehorsam und von der Rebellion der Menschen geprägt und erfüllt war. In dieser Welt lebte er ein Leben des vollkommenen Gehorsams zu Gott.

6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, 7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. (Philipper 2,6-8)

Er hat durch sein Leben gezeigt, dass es in dieser von Ungehorsam und Rebellion bestimmten Welt möglich ist, Gott ganz gehorsam zu sein. Der Gehorsam, der alle „gewöhnlichen“ Punkte seines Lebens bestimmte, hat Jesus auch dazu bereit gemacht, in den „ungewöhnlichen“ Situationen zu gehorchen. Der Widerstand der Bösen gegen den Guten war tödlich. Gottes Wille war, dass der Messias die Bosheit durch Liebe auf dem Weg des Leidens überwindet. Jesus ist diesen Weg im Gehorsam, der dadurch eine noch größere Tiefe erlangt hat, gegangen.

In Jesaja 50 spricht der von Gott erwählte Gottesknecht:

4 GOTT, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören. 5 GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. 6 Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. 7 Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. (Jesaja 50,4-7a)

Jesus hatte beständig ein offenes Ohr für Gott. Darum ist er nicht zurückgewichen, auch nicht auf dem Weg des Leidens und des Todes. Er ist den Weg des Gehorsams bis ans Ende gegangen.

Dadurch hat er allen, die bisher im Ungehorsam Gott gegenüber lebten, den Weg zu Gott geöffnet. Allen, die Jesus, dem vollkommen Gehorsamen, gehorchen, ist er zum Urheber des ewigen Heils geworden.

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