Ist Jesus in allem wie wir versucht worden?

Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. (Hebräer 4,15)

Im Hebräerbrief wird uns Jesus als der wahre und ewige Hohepriester vorgestellt. Anders als die vergänglichen Hohepriester des Alten Bundes hat er, der ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum (Hebräer 7,23-24). Auch musste er, da er ohne Sünde war, nicht für sich selbst Opfer darbringen, sondern er hat sich selbst ein für alle Mal für die Menschen hingegeben (Vergleiche Hebräer 7,26-28).

Jesus war aber dennoch kein Hohepriester, der ganz unberührt über den Dingen gestanden ist. In seiner Menschwerdung wurde er ein Mensch ganz wie wir. Er kam zu uns, so wie es Paulus in Römer 8,3-4 ausgedrückt hat, in der Gestalt des Fleisches der Sünde. Jesus, obwohl er nie gesündigt hat, hat sich dermaßen erniedrigt, dass er in seinem Menschsein auf dieser Erde ein Mensch in unserer gefallenen Natur war. Gerade dadurch wollte er uns aus unserem erlösungsbedürftigen Zustand herausholen.

Im Hebräerbrief wird das dadurch ausgedrückt, dass von ihm gesagt wurde, dass er in allem so versucht wurde wie wir.

Doch wie sollen wir das verstehen? Heißt das, dass Jesus alle auch nur erdenklichen Versuchungen, die ein Mensch nur haben kann, auch durchgemacht hat? War er versucht zu lügen, zu stehlen, die Ehe zu brechen, sich zu betrinken, Drogen zu nehmen, andere Menschen zu ermorden?

In diesem Fall wäre es ihm schlimmer gegangen als den meisten anderen Menschen. Es gibt keinen Menschen, der alle irgendwie erdenklichen Versuchungen erfahren hat. Viele Versuchungen gäbe es nicht, wenn man nicht zuvor schon gesündigt hätte. Ein Mensch etwa, der stets auf eine gute und wohlwollende Gesinnung allen Menschen gegenüber bedacht ist, wird nicht in die Versuchung geraten, auch nur daran zu denken, einen anderen Menschen zu ermorden.

Da nun Jesus sich von Anfang an jeder Sünde klar widersetzt hat, war vieles von dem, was für andere Menschen eine Versuchung ist, keine Versuchung.

Wenn der Autor des Hebräerbriefs schreibt, dass Jesus in allem wie wir versucht worden ist, wollte er wohl damit ausdrücken, dass ihm die Versuchung keineswegs fremd war. Auch er hat gegen die Versuchung gekämpft. Anders als wir hat er sie aber beständig überwunden. Das bedeutet aber nicht, dass es für ihn nur Scheinversuchungen waren. Es war ein echter, beständiger Kampf um das Tun des Willens des Vaters.

Gerade deswegen, weil Jesus tatsächlich versucht worden ist, kann er mit unseren Schwächen mitfühlen und uns die Hilfe geben, die wir benötigen, um durch seine Kraft die Versuchung zu überwinden.

Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit! (Hebräer 4,16)

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