Isaak im Koran

Sagt: Wir glauben an Allah und an das, was zu uns (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und an das, was zu Ibrāhīm, Ismāʿīl, Isḥāq, Yaʿqūb und den Stämmen herabgesandt wurde, und (an das,) was Mūsā und ʿĪsā gegeben wurde, und (an das,) was den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von ihnen, und wir sind Ihm ergeben. (Sure 2,136)

Der Koran verpflichtet die Muslime, alles zu glauben, was an Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und an die Stämme (Israels) „herabgesandt“ wurde. Woher können wir wissen, was konkret an Isaak „herabgesandt“, d. h. offenbart wurde? Wenn der Koran dazu auffordert, das zu glauben, könnte man erwarten, dass uns der Koran das auch mitteilt.

Der Name Isaak (إِسْحَاق / is’ḥāq) kommt 17-mal im Koran vor.

Eine ähnliche Aufforderung wie in Sure 2,136 finden wir noch in Sure 3,84:

Sag: Wir glauben an Allah und (an das,) was auf uns und was auf Ibrāhīm, Ismāʿīl, Isḥāq, Yaʿqūb und die Stämme (als Offenbarung) herabgesandt wurde und was Mūsā, ʿĪsā und den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von Ihnen, und wir sind Ihm ergeben.

Mehrmals wird betont, dass Isaak ein Geschenk an Abraham war:

Und Wir schenkten ihm Isḥāq und Yaʿqūb; jeden (von ihnen) haben Wir rechtgeleitet. Und (auch) Nūḥ haben Wir zuvor rechtgeleitet, und aus seiner Nachkommenschaft Dāwūd, Sulaimān, Ayyūb, Yūsuf, Mūsā und Hārūn – so vergelten Wir (es) den Gutes Tuenden –; (Sure 6,84)

(Alles) Lob gehört Allah, Der mir trotz meines hohen Alters Ismāʿīl und Isḥāq geschenkt hat! Gewiß, mein Herr ist wahrlich der Erhörer des Gebets. (Sure 14,39)

Als er sich nun von ihnen und von dem, dem sie anstatt Allahs dienten, fernhielt, schenkten Wir ihm Isḥāq und Yaʿqūb; und alle (beide) machten Wir zu Propheten. (Sure 19,49)

Und Wir schenkten ihm Isḥāq und Yaʿqūb zusätzlich; und alle machten Wir rechtschaffen. (Sure 21,72)

Und Wir schenkten ihm Isḥāq und Yaʿqūb und richteten unter seiner Nachkommenschaft das Prophetentum und die Schrift ein und gaben ihm seinen Lohn im Diesseits. Und im Jenseits gehört er fürwahr zu den Rechtschaffenen. (Sure 29,27)

Beachtenswert ist, dass an vier dieser Stellen auch Jakob, der ein Sohn Isaaks war, als ein Geschenk an Abraham erwähnt wird.

Um die Ankündigung der Geburt Isaaks geht es an folgenden Stellen:

112 Und Wir verkündeten ihm Isḥāq als einen Propheten von den Rechtschaffenen. 113 Und Wir segneten ihn und Isḥāq. Unter ihrer Nachkommenschaft gibt es manche, die Gutes tun, und manche, die sich selbst offenkundig Unrecht zufügen. (Sure 37,112-113)

Seine Frau stand dabei. Sie lachte, und da verkündeten Wir ihr Isḥāq, und nach Isḥāq Yaʿqūb. (Sure 11,71)

Dreimal wird Isaak im Zusammenhang mit Jakob bzw. Josef genannt.

In Sure 12,6 spricht Jakob zu Josef:

Und so wird dein Herr dich erwählen und dich etwas von der Deutung der Geschichten lehren und Seine Gunst an dir und an der Sippe Yaʿqūbs vollenden, wie Er sie zuvor an deinen beiden Vätern Ibrāhīm und Isḥāq vollendet hat. Gewiß, dein Herr ist Allwissend und Allweise.“

In Vers 38 derselben Sure spricht Josef zu seinen Kerkergenossen:

[…] und ich bin dem Glaubensbekenntnis meiner Väter Ibrāhīm, Isḥāq und Yaʿqūb gefolgt. Es steht uns nicht zu, Allah etwas beizugesellen. Das ist etwas von Allahs Huld gegen uns und gegen die Menschen. Aber die meisten Menschen sind nicht dankbar.

Sure 2,133 bringt die Worte, die Jakob vor seinem Tod zu seinen Söhnen gesprochen hat:

Oder wart ihr etwa Zeugen, als Yaʿqūb der Tod nahte? Als er zu seinen Söhnen sagte: „Wem werdet ihr nach mir dienen?“ Sie sagten: „Wir werden deinem Gott und dem Gott deiner Vorväter Ibrāhīm, Ismāʿīl und Isḥāq dienen, als dem Einen Gott, und Ihm sind wir ergeben.

In der Bibel geht es in Genesis 49 um die letzten Worte Jakobs an seine Söhne. Diesen Dialog lesen wird dort nicht.

Sure 38 fordert zum Gedenken an die drei Stammväter auf:

45 Und gedenke Unserer Diener Ibrāhīm, Isḥāq und Yaʿqūb, die Kraft und Einsicht besaßen. 46 Wir erlasen sie durch eine besondere Eigenschaft aus, mit dem Gedenken an die (jenseitige) Wohnstätte. 47 Sie gehören bei Uns wahrlich zu den Auserwählten und Besten. (Sure 38,45-47)

In Sure 4 finden wir Isaak in einer Auflistung verschiedener Propheten, mit denen Mohammed auf eine Stufe gestellt wird.

Gewiß, Wir haben dir (Offenbarung) eingegeben, wie Wir Nūḥ und den Propheten nach ihm (Offenbarung) eingegeben haben. Und Wir haben Ibrāhīm, Ismāʿīl, Isḥāq, Yaʿqūb, den Stämmen, ʿĪsā, Ayyūb, Yūnus, Hārūn und Sulaimān (Offenbarung) eingegeben, und Dāwūd haben Wir ein Buch der Weisheit gegeben. (Sure 4,163)

In Sure 2 werden die „Leute der Schrift“ gefragt:

Oder wollt ihr etwa sagen, Ibrāhīm, Ismāʿīl, Isḥāq, Yaʿqūb und die Stämme seien Juden oder Christen gewesen? – Sag: Wißt ihr es besser oder Allah? – Wer ist ungerechter, als wer ein Zeugnis von Allah bei sich verheimlicht? Und Allah ist nicht unachtsam dessen, was ihr tut. (Sure 2,140)

Abgesehen davon, dass dem Autor des Korans offenbar unbekannt war, dass die Juden sich vom Stamm Juda, also einem der genannten Stämme, herleiten, ist hierzu festzuhalten, dass die Patriarchen auch keine Nachfolger Mohammeds waren.


An keiner dieser Stellen steht, was an Isaak „herabgesandt“ wurde. Trotzdem werden Muslime aufgefordert, die an Isaak herabgesandten Worte zu glauben. Gab es überhaupt eine besondere an Isaak herabgesandte Botschaft? Isaak hat den Glauben seines Vaters Abraham angenommen und an seine Söhne weitergegeben. Auch in der Bibel ist Isaak eher eine Nebenfigur im Übergang zwischen Abraham und Jakob, dem Stammvater Israels. In Genesis 26,4 bekräftigt ihm Gott die Verheißung, die er bereits Abraham gegeben hatte:

Ich mache deine Nachkommen zahlreich wie die Sterne am Himmel und gebe ihnen alle diese Länder. Mit deinen Nachkommen werden alle Völker der Erde sich segnen.

Aber wir lesen nichts darüber, dass Gott ihm eine Botschaft für die Menschen „herabgesandt“ hätte. Noch weniger gilt das für den in Sure 2,136 ebenfalls genannten Ismael, den Abraham bereits zu Lebzeiten fortgeschickt hatte (Genesis 21,9-21), weil er nicht der Träger der Verheißung war.

Eine wichtige Begebenheit im Zusammenhang mit Isaak, nämlich seine beabsichtigte Opferung, wird im Koran ohne die Nennung des Namens in Sure 37,101-111 erzählt. Im Widerspruch nicht nur zur Bibel, sondern auch zu einem Teil der alten islamischen Tradition, nehmen heutige Muslime an, dass Ismael und nicht Isaak der Sohn war, den Abraham opfern sollte. Ist das nicht auch eine kühne Geringachtung der Thora, die dem Mose gegeben wurde, und die zu glauben den Muslimen in Sure 2,136 aufgetragen ist? Weitere Gedanken zur Opferung des Sohnes Abrahams gibt es hier und hier.


Zusammenfassend kann man sagen, dass der Koran zwar zum Glauben an die dem Isaak geschenkte Botschaft auffordert, aber nur sehr wenig Information über Isaak und gar nichts über diese Botschaft mitteilt. Damit zeigt der Koran wieder einmal, dass er ein sehr unvollkommenes Buch ist.

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