Ist Jesus zum Laubhüttenfest geboren?

Für die meisten Menschen, die sich mit der Frage beschäftigen, ist klar, dass Jesus nicht am 25. Dezember geboren ist. Dass die Geburt Jesu um diese Zeit gefeiert wird, hat mehr mit der Symbolik der Wintersonnenwende (Jesus ist das Licht der Welt – Johannes 8,12) als mit dem historischen Geburtsdatum Jesu zu tun.

Manchmal wird als alternatives Datum angeboten, dass Jesus anlässlich des jüdischen Laubhüttenfests geboren worden ist. Da fehlt zwar auch der genaue Tag, aber immerhin hat man mit dem Zeitraum September / Oktober einen ungefähren Anhaltspunkt.

Auf dieser Darstellung wird die Begründung dieses Geburtsdatums kurz zusammengefasst:

Der Beginn der Berechnung ist Lukas 1,5-13:

5 Es gab in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, einen Priester namens Zacharias, der zur Abteilung des Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; ihr Name war Elisabet. 6 Beide lebten gerecht vor Gott und wandelten untadelig nach allen Geboten und Vorschriften des Herrn. 7 Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar und beide waren schon in vorgerücktem Alter. 8 Es geschah aber, als seine Abteilung wieder an der Reihe war und er den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, 9 da traf ihn, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los, in den Tempel des Herrn hineinzugehen und das Rauchopfer darzubringen. 10 Während er nun zur festgelegten Zeit das Rauchopfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete. 11 Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. 12 Als Zacharias ihn sah, erschrak er und es befiel ihn Furcht. 13 Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben.

Später im Kapitel heißt es:

23 Als die Tage seines Dienstes zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. 24 Bald darauf wurde seine Frau Elisabet schwanger und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: 25 Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schmach befreit, mit der ich unter den Menschen beladen war. (Lukas 1,23-25)

Als der Engel Gabriel Maria die Geburt ihres Sohnes ankündigte, verwies er auch auf Zacharias und Elisabeth:

26 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret 27 zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. (Lukas 1,26-27)

35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. 36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. (Lukas 1,35-36)

Maria hat als Jungfrau ihren Sohn durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen, als Elisabeth im sechsten Monat mit Johannes dem Täufer schwanger war.

Neun Monate später gebar Maria ihren Sohn, unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus.

6 Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. (Lukas 2,6-7)

Wenn wir den Ausgangspunkt dieser Berechnung kennen, wenn wir wissen, wann Zacharias im Tempel war, können wir auch ungefähr wissen, wann Jesus geboren ist.

Kurz nach dem Tempeldienst von Zacharias wurde seine Frau Elisabeth schwanger. Etwa ein halbes Jahr später empfing Maria ihren Sohn, den sie neun Monate danach gebar.

Es wird davon ausgegangen, dass Zacharias im Monat Tammus, d. h. ca. im Juli im Tempel Dienst getan hat. Daraus ergeben sich alle weiteren Daten, sodass Johannes der Täufer pünktlich zum Passahfest und Jesus pünktlich zum Laubhüttenfest geboren wurden.

Auf das Datum des Tempeldienstes von Zacharias kommt man so:

In 1 Chronik 24 werden die 24 Dienstklassen der Priester aufgezählt:

7 Das erste Los fiel auf Jojarib, das zweite auf Jedaja, 8 das dritte auf Harim, das vierte auf Seorim, 9 das fünfte auf Malkija, das sechste auf Mijamin, 10 das siebte auf Koz, das achte auf Abija, 11 das neunte auf Jeschua, das zehnte auf Schechanja, 12 das elfte auf Eljaschib, das zwölfte auf Jakim, 13 das dreizehnte auf Huppa, das vierzehnte auf Jeschebab, 14 das fünfzehnte auf Bilga, das sechzehnte auf Immer, 15 das siebzehnte auf Hesir, das achtzehnte auf Pizzez, 16 das neunzehnte auf Petachja, das zwanzigste auf Jeheskel, 17 das einundzwanzigste auf Jachin, das zweiundzwanzigste auf Gamul, 18 das dreiundzwanzigste auf Delaja, das vierundzwanzigste auf Maasja. 19 Das waren ihre Dienstklassen, nach denen sie in das Haus des HERRN kommen mussten, wie es ihre Pflicht war, die sie von ihrem Vater Aaron übernommen hatten; so hatte es ihm der HERR, der Gott Israels, befohlen. (1 Chronik 24,7-19)

Es wird hier davon ausgegangen, dass jede Dienstklasse zwei Wochen Dienst tat und so war die achte Dienstklasse, die des Abija, etwas im Juni/Juli dran. Doch ist das eine bloße Vermutung.

1 Chronik 24,7-19 nennt die 24 Abteilungen der Priester mit Namen, beschreibt aber nicht ihren Dienstplan.

Im Kommentar von Strack-Billlerbeck1 finden wir mehr dazu. Ich fasse das hier mit eigenen Worten zusammen. Nach jüdischer Überlieferung war es so, dass jede Priesterabteilung jeweils nur eine Woche lang Dienst hatte. Dann folgte die nächste Abteilung. Nachdem alle 24 Abteilungen durch waren, fing die Dienstreihe wieder von vorne an. Im ersten Dienstjahr war die Abteilung Abija also in der achten und in der 32. Woche dran. Die 8. Woche wäre im Ijar (ca. Mai) gewesen, die 32. Woche tatsächlich im Tammus (Juli).

Nun kommt das nächste Problem. Das jüdische Mondjahr bestand nicht aus 48 Wochen, also zwei vollen Zyklen, sondern aus 50 Wochen und 4 Tagen. Etwa alle drei Jahre kam noch ein Schaltmonat dazu.

Es scheint so gewesen zu sein, dass die 24-Wochen-Zyklen konsequent durchgezogen wurden, dass also nicht jedes Jahr beim Jahresanfang im Monat Nissan Jojarib dran war. Das war nur im 1. Dienstjahr. Dann hat sich der Zyklus immer verschoben. Das heißt, dass es für uns praktisch unmöglich ist, festzustellen, wann Zacharias seinen Tempeldienst leistete. Das heißt auch, dass es unmöglich ist, das Geburtsdatum unseres Herrn Jesus Christus festzustellen. Auch nicht mit dieser Methode.

Das Wissen um das exakte Geburtsdatum würde nur unsere Neugierde befriedigen, aber an der Heilsgeschichte nichts ändern.

Offensichtlich hat es Gott so gefallen, das Datum der Geburt seines ewigen Sohnes nicht zu offenbaren. Das haben wir zu akzeptieren.

Wir sollen uns vielmehr daran freuen, dass dieses große Wunder geschehen ist, dass Gottes ewiges Wort Fleisch geworden ist. Der ewige Gott ist einer von uns geworden. Er ist uns so nahe gekommen, wie es nur möglich ist. Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen. Er ist ein Mensch wie wir geworden. Darüber dürfen wir uns freuen und ihm durch ein Leben in seiner Nachfolge dienen.

11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. 12 Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, 13 während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus. (Titus 2,11-13)


  1. Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch. Von Hermann L. Strack und Paul Billerbeck. Zweiter Band. Das Evangelium nach Markus, Lukas und Johannes und die Apostelgeschichte, München 1924. S. 58ff. 

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