Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat. (Lukas 10,16)
In einem früheren Beitrag habe ich mich mit dieser Stelle im Zusammenhang mit der Begründung des katholischen Bischofsamts beschäftigt. Ich habe darauf hingewiesen, dass der Kontext die Aussendung der 72 Jünger in die Verkündigung darstellt und Lukas 10,16 daher nicht über ein „innerkirchliches“ Amt spricht.
Die Kirche der apostolischen Zeit war nicht eine hierarchische Massenorganisation. Die Kirche war damals die Gemeinschaft der Jünger Jesu. Sie bekannten Jesus als ihren Herrn und ließen sich von ihm leiten und ihr Leben von ihm verändern.
Können wir nicht sagen, dass eine Gemeinde von Jüngern, die heute ihr Leben nach dem Vorbild der ersten Christen gestaltet, in Lukas 10,16 eine Bestätigung ihrer Autorität finden kann?
Wenn es um die Verkündigung des Evangeliums geht, so ruft Jesus auch heute durch seine Jünger Menschen zur Umkehr, so wie er es durch die 72 Jünger in Lukas 10 getan hat.
Doch gilt auch für eine heutige Gemeinde, dass Lukas 10 über die Verkündigung spricht, nicht über Verhältnisse im Inneren der Gemeinde. Daher können wir aus dieser Stelle nicht ableiten, dass die Autorität einer Gemeinde oder ihrer verantwortlichen Brüder auf einer ähnlichen Stufe sei wie die Autorität Jesu.
Jeder bedarf der Korrektur. Jesus wollte nicht, dass sich seine Jünger durch diese für die Verkündigung gegebene Zusage eine Autorität anmaßen, die nur ihm zusteht. Allzu groß ist die Gefahr einer falschen Selbstsicherheit, die einen zu Fall bringen kann.