In wie vielen Tagen hat Allah die Welt erschaffen?

Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört;  (Exodus 20,11a)

In der Schöpfungserzählung von Genesis 1,1-31 wird die Schöpfung des Himmels und der Erde im Rahmen von sechs Tagen erzählt. Es geht dabei nicht um irgendeine Form von naturwissenschaftlicher Darstellung. Es soll vielmehr die Ordnung ausgedrückt werden, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat.

Der Koran folgt weitgehend dem Vorbild der Bibel, indem er von einer Schöpfung in sechs Tagen spricht.

Und Wir haben ja die Himmel und die Erde und das, was dazwischen ist, in sechs Tagen erschaffen, wobei Uns keine Ermüdung überkommen hat. (Sure 50,38)

Gewiß, euer Herr ist Allah, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf und Sich hierauf über den Thron erhob. Er läßt die Nacht den Tag überdecken, wobei sie ihn eilig einzuholen sucht. Und (Er schuf auch) die Sonne, den Mond und die Sterne, durch Seinen Befehl dienstbar gemacht. Sicherlich, Sein ist die Schöpfung und der Befehl. Segensreich ist Allah, der Herr der Weltenbewohner. (Sure 7,54)

Der die Himmel und die Erde und was dazwischen ist, in sechs Tagen erschuf und Sich hierauf über den Thron erhob, (Er ist) der Allerbarmer. So frag einen, der von Ihm Kenntnis hat. (Sure 25,59)

Gewiß, euer Herr ist Allah, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf und Sich hierauf über den Thron erhob. Er regelt die Angelegenheit. Es gibt keinen Fürsprecher außer nach Seiner Erlaubnis. Dies ist doch Allah, euer Herr, so dient Ihm! Bedenkt ihr denn nicht? (Sure 10,3)

Er ist es, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf, und Sein Thron war auf dem Wasser, damit Er euch prüfe (und feststelle), wer von euch die besten Taten begeht. Und wenn du sagst: „Ihr werdet nach dem Tod auferweckt werden“, sagen diejenigen, die ungläubig sind, ganz gewiß: „Das ist ja nur deutliche Zauberei.“ (Sure 11,7)

Allah ist es, Der die Himmel und die Erde und was dazwischen ist in sechs Tagen erschuf und Sich hierauf über den Thron erhob. Ihr habt außer Ihm weder Schutzherrn noch Fürsprecher. Bedenkt ihr denn nicht? (Sure 32,4)

In Sure 41 finden wir jedoch eine abweichende Darstellung.

9 Sag: Wollt ihr denn wirklich denjenigen verleugnen, Der die Erde in zwei Tagen erschaffen hat, und Ihm andere als Seinesgleichen zur Seite stellen? Das ist der Herr der Weltenbewohner. 10 Er hat in ihr festgegründete Berge gemacht, (die) über ihr (aufragen), und hat sie gesegnet und in ihr die Nahrung im rechten Maß in vier Tagen festgelegt, gleichmäßig für diejenigen, die danach fragen. 11 Hierauf wandte Er sich dem Himmel zu, während er noch aus Rauch bestand, und sagte dann zu ihm und zur Erde: „Kommt beide her, freiwillig oder widerwillig.“ Sie sagten: „Wir kommen in Gehorsam.“ 12 So führte Er sie als sieben Himmel in zwei Tagen aus und gab jedem Himmel seine Aufgabe ein. Und Wir haben den untersten Himmel mit Lampen geschmückt, und auch als Schutz. Das ist die Anordnung des Allmächtigen und Allwissenden. (Sure 41,9-12)

Zwei Tage für die Erschaffung der Erde, vier Tage für die Ausgestaltung der Erde und anschließend noch zwei Tage für die sieben Himmel, das ergibt zusammen acht Tage. Wir haben es also wieder mit einem Widerspruch im Koran zu tun.

Dieser Widerspruch ist natürlich auch Muslimen aufgefallen. Der Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm schreibt dazu:

Die Kommentatoren verstehen dies so, dass in den in Vers 10 erwähnten vier Tagen die hier erwähnten zwei Tage eingeschlossen sind, so dass die Summe wieder sechs Tage ist. Dies ist vernünftig; denn der in Vers 9 und 10 geschilderte Prozess bildet insgesamt eine Serie. Im ersten Fall geht es um die Schöpfung der formlosen Materie der Erde, im letzteren geht es um die allmähliche Entwicklung der Form der Erde, ihrer Gebirge und Meere und ihres Pflanzen- und Tierlebens sowie jeder Art angemessener Versorgung.

Nach meinem Verständnis scheint das nicht dem Text zu entsprechen, da zuerst von zwei Tagen für die Erschaffung der Erde die Rede ist und erst anschließend von vier Tagen der Ausgestaltung. Einem Muslim bleibt aber keine andere Möglichkeit, als die im Tafsir gebotene Erklärung. Der Autor des Tafsirs denkt auch nicht daran, die „Tage“ wörtlich zu verstehen, sondern schreibt ihnen eine „rein allegorische Bedeutung“ zu.

Dennoch ist die Reihenfolge in Sure 41 bemerkenswert. Die Himmel bestanden zuerst aus Rauch. Erst nachdem die Erde fertig ausgestaltet worden war, hat er die Himmel als sieben Himmel ausgeführt und den untersten Himmel mit Lampen geschmückt. Mit diesen Lampen sind wohl die Himmelskörper (Sonne, Mond, Sterne) gemeint.

Für den „Rauch“, aus dem der Himmel damals bestand, haben Muslime, die im Koran gerne wissenschaftliche Wunder finden, eine passende Erklärung:

Der Begriff “Rauch”, der im obigen Vers benutzt wird, heißt auf Arabisch “duhanun”; dieses Wort beschreibt das in Frage stehende kosmische, heiße Gasgemisch. Wie ersichtlich ist, wurde im Quran das passendste Wort verwendet, das den Zustand des Universums in dieser Stufe erklärt. Wissenschaftler haben jedoch erst im 20. Jahrhundert entdeckt, dass das Universum aus einem heißen Gasgemisch entstanden ist. (Harun Yahya, Die Wunder des Koran, Istanbul 2003, S. 13)

Auf das Problem, dass das Universum zum Zeitpunkt, als die Erde schon fertig ausgestaltet war, noch immer aus einem heißen Gasgemisch bestanden hätte, geht Harun Yahya nicht ein. Man holt sich, was zu passen scheint. Die Wahrheit ist von nebensächlicher Bedeutung.

In Sure 41 weicht der Koran sehr deutlich von der Darstellung der Genesis ab, der zufolge die Ausgestaltung der Erde erst nach der Erschaffung der Himmelskörper geschah. Dabei gibt der Koran doch vor, die Thora zu bestätigen.

Er hat dir das Buch mit der Wahrheit offenbart, das zu bestätigen, was vor ihm (offenbart) war. Und Er hat (auch) die Thora und das Evangelium (als Offenbarung) herabgesandt. (Sure 3,3)

Offensichtlich wird der Koran diesem Anspruch nicht gerecht. Muslime sind eingeladen, die Bücher zu lesen, die der Koran trotz seiner Behauptung nicht bestätigt. So können sie Gottes Wort wirklich kennenlernen.

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