Und denen, die dem Judentum angehören, haben Wir alles verboten, was Klauen besitzt; und von den Rindern und dem Kleinvieh haben Wir ihnen das Fett verboten, außer dem, was ihre Rücken und ihre Eingeweide tragen, oder was mit Knochen verwachsen ist. Damit haben Wir ihnen ihre Übertretung vergolten. Und Wir sagen ganz gewiß die Wahrheit. (Sure 6,146)
Für einen Christen spielen Speisegebote, die im Alten Testament wichtig waren, keine Rolle, da Jesus alle Speisen für rein erklärt hat (Markus 7,19; mehr dazu in diesem Beitrag). Nicht die Speisen machen den Menschen unrein, sondern:
Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. 21 Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, 22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. 23 All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein. (Markus 7,20-23)
Obwohl Jesus alle Speisen für rein erklärt hat, wurden etwa 600 Jahre später im Koran wieder Speisegebote eingeführt. So heißt es in Sure 6,145:
Sag: Ich finde in dem, was mir (als Offenbarung) eingegeben wurde, nichts, das für den Essenden zu essen verboten wäre, außer es ist Verendetes oder ausgeflossenes Blut oder Schweinefleisch – denn das ist ein Greuel – oder ein Frevel, worüber ein anderer (Name) als Allah(s) angerufen worden ist. Wer sich aber in einer Zwangslage befindet, ohne zu begehren oder das Maß zu überschreiten, – so ist dein Herr Allvergebend und Barmherzig.
Der Koran hat auf die Speisevorschriften des Alten Testaments zurückgegriffen. Zusätzlich zum allgemeinen Verbot des Genusses von Blut und Aas, das sich auch im Alten Testament findet (Blut: Levitikus 17,12; Aas: Deuteronomium 14,21), ist im Koran einzig das Schwein als unreines Tier verboten. Im Alten Testament finden wir in Levitikus 11,4-31 und Deuteronomium 14,3-19 umfangreiche Listen von unreinen Tieren.
Auf diese alttestamentlichen Speisevorschriften nimmt dann die eingangs zitierte Stelle aus Sure 6,146 Bezug.
Es werden zwei Kriterien für die verbotenen Speisen genannt:
- Alles, was Klauen hat
- Fett, außer dem, was ihre Rücken und ihre Eingeweide tragen, oder was mit Knochen verwachsen ist
Beide Punkte finden wir in der Bibel etwas anders.
Im Hinblick auf die KIauen und Hufe heißt es:
Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen. (Levitikus 11,3)
Ihr dürft jedes Großtier essen, das gespaltene Klauen hat, und zwar ganz gespaltene Klauen, und das zu den Wiederkäuern gehört. (Deuteronomium 14,6)
Klauen oder Hufe waren nicht grundsätzlich verboten. Tiere mit gespaltenen Klauen wie Rinder oder Schafe waren erlaubt. Mir ist aber nicht klar, was das im Koran nur einmal vorkommende Wort ẓufur (ظُفُر) genau bedeutet. In der Übersetzung von Abu-r-Rida steht „Krallen“. Dass Rinder und Kleinvieh (Schafe und Ziegen) gegessen werden dürfen, steht ja in der Folge ausdrücklich im Vers 146. Vielleicht ist mit den „Klauen“ oder „Krallen“ im Koran dasselbe wie in den biblischen Texten gemeint, aber sehr ungenau wiedergegeben worden.
Beim zweiten Punkt, beim Fett, nennt der Koran einige Ausnahmen, die die Bibel nicht kennt.
Als ewige Satzung gelte bei euren Generationen überall, wo ihr wohnt: Ihr dürft weder Fett noch Blut genießen. (Levitikus 3,17)
Sag zu den Israeliten: Von Rind, Schaf oder Ziege dürft ihr keinerlei Fett essen. (Levitikus 7,23)
Das Fett war den Israeliten grundsätzlich genauso verboten wie das Blut. Die im Koran angeführten Ausnahmen kennt die Bibel nicht.
Mir ist nicht klar, woher der Autor der 6. Sure die Information über die den Juden gewährten Ausnahmen bekommen hat. Haben die Juden, mit denen er es zu tun hatte, sich diese Ausnahmen gegönnt?
Auf jeden Fall ist klar, dass dieser Vers nicht vom allmächtigen Gott stammen kann, dem die Vorschriften aus der Thora gewiss bekannt sind. Auch wenn die Frage, welches Fett von den Juden verzehrt werden durfte, in sich nicht so bedeutsam ist, zeigt dieser Widerspruch zwischen dem Koran und der Bibel mit großer Klarheit, dass der Koran Menschenwerk ist.
In Sure 3,50 sagt der koranische Jesus:
[…] und um euch einiges von dem zu erlauben, was euch verboten war […] so fürchtet Allah und gehorcht mir!
Dass Jesus die Speisegebote aufgehoben hat, entspricht somit auch der koranischen Lehre. Doch hat der Autor des Korans Jesus nicht gehorcht und hat wieder Speisegebote eingeführt und sich dabei im Hinblick auf die jüdischen Vorschriften sogar geirrt.
[…] denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. (Römer 14,17)