Und die Sonne läuft zu einem für sie bestimmten Aufenthaltsort. Das ist die Anordnung des Allmächtigen und Allwissenden. (Sure 36,38)
In einem früheren Beitrag habe ich mich mit der Aussage von Sure 18,86 beschäftigt, wonach die Sonne in einer schlammigen Quelle untergeht.
Nicht so spezifisch ist die Aussage von Sure 36,38. Die von mir standardmäßig zitierte Übersetzung von Bubenheim & Elyas spricht von einem „für sie bestimmten Aufenthaltsort“, ebenso die Übersetzung von Khoury.
Abu-r-Rida übersetzt Vers 38 so:
Und die Sonne eilt dem ihr gesetzten Ziel zu. Das ist die Anordnung des Erhabenen, des Allwissenden.
Auf der Basis dieser Übersetzung gibt es im Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm folgende Erklärung:
Ein weiteres Zeichen für sie ist die Sonne, die mit Hilfe der Allmacht Allāhs für eine bestimmte Zeit auf einer festen Bahn wandert, die sie nicht verlässt, bis diese Bewegung bei Ihm zu einem bestimmten Zeitpunkt endet und dies geschieht am Tag der Auferstehung, wenn das Ende der Welt kommt – dann findet auch ihre Bewegung ein Ende. Diese Bewegung ist eine Kombination aus Vorwärtsbewegung und Rotationsbewegung; sie geht mit Genauigkeit nach der Bestimmung Allāhs. Dieses feste Ziel, dem die Sonne entgegen eilt, kennt nur Er, gepriesen sei Seine Majestät und Größe.
Da es sich hier um eine moderne Erklärung handelt, ist hier wohl nicht an die in früherer Zeit angenommene Bahn der Sonne um die Erde gedacht, sondern an die Bewegung der Sonne in der Milchstraße. Es wird aber angenommen, dass es für die Sonne ein festes Ziel gebe, das allein Allah kenne.
Die Übersetzungen von Bubenheim & Elyas und Khoury sprechen aber nicht von einem gesetzten Ziel, sondern von einem für die Sonne bestimmten Aufenthaltsort.
Die Übersetzung mit deepl.com direkt aus dem Arabischen kommt zu diesem Ergebnis:
Und die Sonne wird zu ihrer Ruhestätte laufen, denn dies ist die Anordnung des Allmächtigen, des Allwissenden.
„Ihre Ruhestätte“ könnte entweder das endgültige Ziel der Sonne am Ende der Zeit, an dem sie von ihrer Mühe ausruhen kann, meinen, oder auch den Ruheort der Sonne nach ihrem Tagesgeschäft.
Wie hat Mohammed diese Stelle verstanden?
Wiederum hilft uns Abu Dharr weiter, der uns in Sunan Abi Dawud 4002 von seinem Gespräch mit Mohammed berichtet hat, in welchem der Prophet ihm erklärt hat, dass die Sonne in einer Quelle warmen Wassers untergehe.
Überliefert von Abu Dharr:
Der Prophet fragte mich bei Sonnenuntergang: „Weißt du, wohin die Sonne (bei Sonnenuntergang) geht?“ Ich antwortete: „Allah und sein Gesandter wissen es besser.“ Er sagte: „Sie geht (d. h. reist), bis sie sich unter dem Thron niederwirft und die Erlaubnis erhält, sich wieder zu erheben, und es ist ihr erlaubt, und dann (wird eine Zeit kommen, in der) sie im Begriff sein wird, sich niederzuwerfen, aber ihre Niederwerfung wird nicht akzeptiert werden, und sie wird um Erlaubnis bitten, ihren Weg fortzusetzen, aber es wird ihr nicht erlaubt werden, sondern es wird ihr befohlen werden, dorthin zurückzukehren, von wo sie gekommen ist, und so wird sie im Westen aufgehen. Und das ist die Deutung der Aussage Allahs: „Und die Sonne läuft zu ihrer Ruhestätte, das ist die Bestimmung des Allmächtigen, des Allwissenden“ (36,38) (Sahih al-Bukhari 3199)
Mohammed hat hier ausdrücklich Sure 36,38 erklärt. Da „Allah und sein Gesandter“ es besser wissen, sollte ein Muslim der Deutung des Gesandten der Vorzug vor modernen Erklärungen geben.
Die Sonne wirft sich (nachdem sie nach Sure 18,86 in einer Quelle warmen Wassers untergegangen ist?) unter dem Thron Allahs nieder, um die Erlaubnis zu erhalten, wieder im Osten aufzugehen. Gegen Ende der Zeit wird ihr Allah diese Erlaubnis verweigern. Dann wird die Sonne in Westen aufgehen.
Es ist offensichtlich, dass die von Mohammed gegebene Erklärung eine flache Erde voraussetzt. Dafür spricht auch der Zusammenhang im Koran.
Die Folgeverse in Sure 36 lauten:
39 Und dem Mond haben Wir das rechte Maß in Himmelspunkten festgesetzt, bis er wieder wie ein alter Dattelrispenstiel wird. 40 Weder ziemt es der Sonne, den Mond einzuholen, noch wird die Nacht dem Tag zuvorkommen; alle laufen in einer (jeweils eigenen) Umlaufbahn. (Sure 36,39-40)
In Vers 39 geht es wohl um die Mondphasen. Wenn der Mond wie ein alter Dattelrispenstiel wird, ist offensichtlich der Neumond gemeint. Es ist zu beachten, dass es hier heißt, dass er wie ein alter Dattelrispenstiel wird, nicht aber, dass er so aussieht.
Wenn es in Vers 40 der Sonne nicht ziemt, den Mond einzuholen, setzt das voraus, dass beide eine Bahn um (oder über) die Erde haben. Das geht nur bei einem geozentrischen Weltbild.
Es wäre kein Problem anzunehmen, dass die Schreiber einer alten heiligen Schrift das Weltbild ihrer Zeit geteilt hätten, wenn man davon ausgeht, dass die Verfasser dieser Schrift Menschen ihrer Zeit waren und sich die Inspiration nur auf die Lehre über Gott und den Weg zu ihm bezieht.
Wenn man aber im Koran das irrtumslose Wort des ewigen und allwissenden Gottes sieht, hat man jedoch ein großes Problem.